Flugzeuge rauschen über den Internationalen Flughafen al-Najaf im Irak. Sie bringen Pilgerinnen und Pilger zu einem der bedeutendsten islamischen Heiligtümer, dem vermuteten Grab des Imam Ali ibn Abi Talib, einem Nachfolger des Propheten Mohammed. Was die Passagiere beim Anflug kaum wahrnehmen: Unter ihnen stand einst die spätantike und frühislamische Kulturmetropole al-Ḥīra – das "Atlantis des Iraks". Ein interdisziplinäres, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Team von der TU Berlin, dem Museum für Islamische Kunst und der Orientabteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) konnte jetzt mit einer sogenannten Magnetometer-Prospektion "unter die Erde schauen" und Siedlungsreste genauer lokalisieren. Im Frühjahr 2022 beginnen gezielte Ausgrabungen und genaue Vermessungen. Sie sollen den Blick freigeben auf das Leben in antiken und frühislamischen Epochen sowie in Zeiten des politischen und religiösen Umbruchs.