"Die monumentalen Fundamente sind Zeugnisse einer unvollendeten Aquäduktbrücke, die zwischen 114 und 117 n. Chr. von der römischen Armee gebaut wurde", erläutert Autor Prof. Dr. Achim Lichtenberger vom Institut für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie der WWU. "Damals sollte Artaxata die Hauptstadt einer römischen Provinz in Armenien werden." Das Römische Reich erreichte in dieser Zeit seine größte Ausdehnung – wenn auch nur für kurze Dauer. Denn unter Trajan, der von 98 bis 117 n. Chr. römischer Kaiser war, bemühten sich die Römer, Armenien als Provinz in das Römische Reich einzugliedern. "Der geplante und teilweise ausgeführte Aquäduktbau in Artaxata bezeugt, wie viel Aufwand in kürzester Zeit betrieben wurde, um die Hauptstadt der Provinz infrastrukturell ins Reich einzubinden", betont Mitautor Torben Schreiber vom Institut für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie der WWU. "Der Aquädukt blieb unfertig, da nach dem Tod Trajans 117 n. Chr. dessen Nachfolger Hadrian die Provinz Armenia noch vor der Fertigstellung des Aquädukts aufgab." Die Wissenschaftler werten ihren Fund daher als einen Beleg für den gescheiterten römischen Imperialismus in Armenien.
Bei der Grabungskampagne hat das Team eine multidisziplinäre Kombination von Methoden aus der Archäologie, Geophysik, Geochemie und Archäoinformatik angewandt. Das Gebiet der hellenistischen Metropole Artaxata in der Ararat-Ebene wurde zunächst geomagnetisch untersucht. Bei diesem Arbeitsschritt vermessen und kartieren die Experten entsprechende Anomalien. Im Geomagnetikbild kam eine auffällig punktierte Linie zum Vorschein, die sie mit sogenannten Sondagen analysierten. Die Ergebnisse dokumentierten die Archäologen dreidimensional. Ergänzende Bohrungen konnten weitere unfertige oder zerstörte Pfeiler des Aquädukts nachweisen.
"Mithilfe von Satellitenbildern und Infrarotaufnahmen einer Drohne haben wir den Verlauf der Aquäduktpfeiler sichtbar gemacht", schildert Mitautor Dr. Mkrtich Zardaryan vom Institut für Archäologie und Ethnographie der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien. "Den geplanten Aquäduktverlauf rekonstruierten wir durch eine computergestützte Pfadanalyse zwischen den möglichen Quellen und dem Bestimmungsort des Wassers." Eine naturwissenschaftliche Analyse des verwendeten Kalkmörtels ergab, dass es sich um eine typisch römische Rezeptur handelt. Die Analyse der Erdproben datiert den Aquäduktbau zwischen 60 und 460 n. Chr., was nach Meinung der Forscher eine Datierung in die Zeit Kaiser Trajans am wahrscheinlichsten erscheinen lässt.
Seit 2018 erforscht im Projekt "Artaxata in Armenien – Feldforschungen in einer hellenistischen Metropole in der Ararat-Ebene" ein Team von deutschen und armenischen Wissenschaftlern unter der Leitung von Achim Lichtenberger (WWU), Mkrtich Zardaryan (Armenische Akademie der Wissenschaften) und Torben Schreiber (WWU) die hellenistische Metropole. Ziel ist es, eine neugegründete hellenistische Königsstadt zu untersuchen und das vielschichtige kulturelle Gepräge zwischen Zentralasien, Iran und dem Mittelmeerraum zu untersuchen.
Das Grabungsprojekt wird von der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützt.
Publikation
Failed Roman Imperialism. An Unfinished Roman Aqueduct at Artaxata in Armenia
Archäologischer Anzeiger. 1.2.2021
DOI: 10.34780/8f82-fyw2
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