Monster, Drachen und Einhörner: Erster Coding Da Vinci Kulturhackathon im Rhein-Main-Gebiet
Bei dem Kick-Off in der Alten Mensa der Johannes Gutenberg-Universität Mainz haben Museen, Archive, Bibliotheken, Sammlungen und Forschungsinstitute aus ganz Deutschland digitale Daten vorgestellt, die sie speziell für den Hackathon ausgesucht hatten. Viele erhoffen sich von Coding Da Vinci neue Anregungen für eigene digitale Angebote. Vor allem aber geht es ihnen darum, ihren Reichtum an digitalem Kulturerbe bekannt zu machen. Die Martinus-Bibliothek in Mainz hat die Bilder zu »Monster, Drachen und Einhörner« im Zusammenhang mit einer Ausstellung im Sommer 2018 erstellt. Nun wünscht sich die Bibliothekarin Martina Pauly (48), dass ihre Bilder die analoge Welt überwinden: »Wir möchten einfach mal neue Medien nutzen, um auch für junge Leute das alte Buch spannender zu machen.« Vielleicht wird sie für ihre Initiative mit einem tönenden Monsterquiz belohnt.
Extra aus Potsdam angereist ist eine Gruppe von IT-Systems Engineering-Studierenden am Hasso-Plattner-Institut. Es sind Wiederholungstäter in Sachen Coding Da Vinci, sind darüber Freunde geworden. Bei Coding Da Vinci in Leipzig haben sie den Preis für Bestes Design gewonnen. »Ich fand es in der Schule immer schade, dass Kultur so trocken war. Über die Digitalisierung habe ich einen neuen Zugang dazu gekriegt.« so der 23-jährige Jonas Bounama.
Auch zu den Mainzer Stolpersteinen liegt ein Datensatz vor: Fotos, Urkunden, Texte, Koordinaten. Im Vorfeld von vielen Stolpersteinverlegungen in Mainz erforscht der Verein für Sozialgeschichte Mainz e.V. die historischen Fakten zu den betreffenden Menschen, kontaktiert noch lebende Angehörige, sammelt Fotos und Urkunden. »Mir ist es ganz wichtig, dass wir auf diese Weise den Stolpersteinen Leben einhauchen.« so Renate Knigge-Tesche vom Verein. Hinter der »Liste der Stolpersteine in Mainz« in der Wikipedia steht übrigens der 78-jährige Rentner Franz Conradi. Hier sind Fotos unter freien Lizenzen, Informationen und Koordinaten der Steine zusammen und dienen dem i3mainz - Institut für Raumbezogene informations- und Messtechnik, das den Datensatz zu den Mainzer Stolpersteinen eingereicht hat, als weitere wichtige Quelle.
Die große Zahl von beteiligten Kultureinrichtungen, die vielen verschiedenen Daten und insbesondere die große Zahl von Teilnehmern stellt aus Sicht der Veranstalter einen großen Erfolg dar. Joachim Kemper (44) vom Stadt- und Stiftsarchiv der Stadt Aschaffenburg hat die Veranstaltung mitorganisiert und sieht mit Spannung der Preisverleihung entgegen. »Als Leiter des deutschlandweiten Arbeitskreises Offene Archive ist es mir ein zentrales Anliegen, die gesellschaftliche Relevanz aller Kultureinrichtungen der Öffentlichkeit bewusst zu machen. Diese zeigt sich im Hackathon und ganz sicher auch bei der Preisverleihung. Kulturerbeeinrichtungen sind wie Fallschirme: erst wenn sie sich öffnen, haben sie ihren Zweck erfüllt.«
Coding Da Vinci Rhein-Main wird veranstaltet von einem breiten Bündnis verschiedener Einrichtungen und Vereine im Rhein-Main Gebiet. Es sind dies: das mainzed – Mainzer Zentrum für Digitalität in den Geistes- und Kulturwissenschaften, die Universitätsbibliothek Mainz, die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, der Fachinformationsdienst Darstellende Kunst, die Deutsche Digitale Bibliothek, die Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, das Stadt- und Stiftsarchiv der Stadt Aschaffenburg, das Historische Museum Frankfurt, Wikipedia Frankfurt und das NODE Forum for Digital Arts.
Coding da Vinci - Der Kultur-Hackathon ist ein Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Digitalen Bibliothek, der Open Knowledge Foundation Germany e. V., des Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS) sowie Wikimedia Deutschland e. V. und ein offizieller Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 in Deutschland (SHARING HERITAGE).