Hühnerknochen und Schneckenhäuser helfen Archäologie bei genauerer Datierung

Ausgrabung Tell Iztabba

Die kombinierte Analyse tierischer und pflanzlicher Überreste sowie literarischer Zeugnisse führt neuen Forschungen zufolge zu einer genaueren Datierung archäologischer Funde. "Wir können inzwischen häufig nicht nur das Jahr, sondern auch die damalige Jahreszeit ermitteln. Dies ermöglicht eine deutlich präzisere Rekonstruktion der Ereignisse, die die Fundstücke hervorbrachten", sagt der Archäologe Prof. Dr. Achim Lichtenberger vom Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Uni Münster.

Kuh im Sonnenuntergang

In einer neuen in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Studie widerlegt ein internationales Forschungsteam einige langjährige Annahmen darüber, warum der Mensch als Erwachsener die Fähigkeit entwickelt hat, den Milchzucker Laktose zu verdauen. Bislang wurde weithin angenommen, dass die Laktosetoleranz entstand, weil sie dem Menschen erlaubte, mehr Milch und Milchprodukte zu konsumieren. Die neue Forschung legt jedoch eine andere Ursache nahe: Durch die Kartierung der Muster des Milchkonsums in den letzten 9.000 Jahren, die Untersuchung der UK Biobank und die Kombination alter DNA-, Radiokohlenstoff- und archäologischer Daten mithilfe neuer Computermodellierungstechniken konnte das Team zeigen, dass Hungersnöte und die Belastung durch Krankheitserreger die Entwicklung der Laktosetoleranz am besten erklären.

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Chromosomen einer neuronalen Stammzelle

Gehirn-Stammzellen des modernen Menschen machen weniger Fehler bei der Verteilung ihrer Chromosomen auf die Tochterzellen

Neandertaler waren die engsten Verwandten des modernen Menschen. Der Vergleich mit ihnen kann daher wesentliche Einblicke in die Einzigartigkeit des heutigen Menschen geben, zum Beispiel in Bezug auf die Entwicklung des Gehirns. Der Neokortex, der größte Teil der Großhirnrinde, ist einzigartig für Säugetiere und ausschlaggebend für viele kognitive Fähigkeiten. Forschende des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig haben nun herausgefunden, dass neurale Stammzellen – die Zellen, die der Ursprung für die Nervenzellen im sich entwickelnden Neokortex sind – beim modernen Menschen sich mehr Zeit nehmen, um ihre Chromosomen auf die Zellteilung vorzubereiten, als beim Neandertaler. Dies führt zu weniger Fehlern bei der Verteilung der Chromosomen auf die Tochterzellen bei modernen Menschen im Vergleich zu Neandertalern oder Schimpansen und könnte Auswirkungen auf die Entwicklung und Funktion des Gehirns haben.

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Backenzähne im Vergleich

Wo die Ursprünge der frühesten Angehörigen der Gattung Mensch (Homo) liegen und wie diese verbreitet waren, wird in der Paläoanthropologie nach wie vor heftig diskutiert. Dabei kommt fossilen Zahnfunden aus Südafrika eine besondere Bedeutung zu. Eine neue Studie zeigt nun, dass höchstens sieben der bislang den Frühmenschen zugerechneten Zähne aus dieser Region tatsächlich zur Gattung Homo gehören. Die anderen Fossilien stammen von den beiden Vormenschen-Gattungen Australopithecus oder Paranthropus.

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Projektleiterin Dr. Ingrid Stelzner restauriert ein steinzeitliches Rad aus dem Archäologischen Landesmuseum Konstanz

Archäologische Holzfunde zu konservieren und gleichzeitig verwertbare Informationen für deren Datierung zu erhalten ist ein kompliziertes Unterfangen: Das Objekt nach der Bergung vor Mikroorganismen zu schützen und vor dem schnellen Verfall zu bewahren, ist ein Wettlauf gegen die Zeit und wird mit Hilfe von gängigen konservatorischen Maßnahmen erreicht. Bisher erfolgte die Altersbestimmung von Holzobjekten meist durch das Verfahren der dendrochronologischen Datierung, wobei bei dieser Methode allerdings ein Eingriff in die Substanz der Objekte erforderlich ist. Das interdisziplinäre Projekt "CuTAWAY – Konservierungs- und Materialanalyse von archäologischem Holz" geht nun der Frage nach, welche Verfahren am besten geeignet sind, die seltenen Holzobjekte zu stabilisieren und erprobt die zerstörungsfreie Datierung der Objekte anhand computertomographischer Untersuchungen (DendroCT).

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Der Homo heidelbergensis war ein Jäger und Sammler, der tierische und pflanzliche Nahrung zu sich nahm

Archäologische Funde nahe Canterbury, Kent (England), bestätigen, dass sich bereits vor etwa 560.000 bis 620.000 Jahren Menschen im Süden Großbritanniens aufgehalten haben. Einhundert Jahre, nachdem dort erstmals Steinwerkzeuge entdeckt wurden, führten nun weitere Ausgrabungsarbeiten und die radiometrische Datierung der Funde zum Durchbruch. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der University of Cambridge konnte belegen, dass Homo heidelbergensis, ein Vorfahre des Neandertalers, damals das südliche Britannien – als es noch mit Europa verbunden war – bewohnte und schon zu diesem frühen Zeitpunkt Tierhäute be- und verarbeitet hat.

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Tian Shan-Gebirge

Die Spur führt in das Tian Shan-Gebirge in Kirgisistan

Die Pest, auch »Der Schwarze Tod« genannt, war die größte Pandemie in der Menschheitsgeschichte. Sie wurde durch das Bakterium Yersinia pestis verursacht und wütete in Europa zwischen 1346 und 1353. Sie hatte immense demografische und gesellschaftliche Auswirkungen, doch ihre Ursprünge sind seit langem ein Rätsel. Anhand von Analysen alter Y. pestis-Genome gelang es einem multidisziplinären Forschungsteam, den Ursprung der damaligen Pestpandemie in Zentralasien zu verorten.

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Höhleneingang der Fundstätte Topogaro 2 im Topogaro-Höhlenkomplex im Zentrum der Insel Sulawesi

Die Inseln Wallaceas im heutigen Ostindonesien wurden bereits vor langer Zeit von modernen Menschen besiedelt. Um mehr Einblick in die Besiedlungsgeschichte Ostindonesiens zu erhalten, hat ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Max-Planck-Institute für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und für Menschheitsgeschichte in Jena sowie des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen neue genetische Studien durchgeführt. Die Forscherinnen und Forscher fanden Nachweise für mehrere genetische Durchmischungen von Menschen verschiedener Abstammung aus den Nachbarregionen in Asien und Ozeanien vor mindestens 3.000 Jahren.

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Verbreitung von Hirse in der Bronzezeit

Ausbreitung des Getreides von Ostasien nach Mitteleuropa im Detail rekonstruiert

Bereits vor 3.500 Jahren lebten die Menschen in einer globalisierten Welt. Das ist die Schlussfolgerung von Forschenden der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Sie haben den Ausbreitungsweg von Rispenhirse im Detail rekonstruieren können und herausgefunden, dass das Getreide damals von Asien nach Mitteleuropa verbreitet wurde.

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Haushahn

In zwei kürzlich veröffentlichten Studien fanden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heraus, dass der voranschreitende Reisanbau wahrscheinlich dazu führte, dass Hühner zu einem der weitverbreitetsten Tiere der Welt wurden. Weitere Untersuchungen ergaben, dass Hühner zunächst als Exoten galten und erst einige Jahrhunderte später zum "Nahrungsmittel" avancierten. Die Forschungsergebnisse zeigen die Umstände und den Zeitpunkt der Domestikation von Hühnern, ihre Ausbreitung über Asien in den Westen und die Veränderung ihrer Rolle in den Gesellschaften während der letzten 3.500 Jahre.

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Caldera von Aniakchak auf der Alaska-Halbinsel mit einem Durchmesser von rund 10 Kilometern

Eine interdisziplinäre Studie, an der die Universität Bern massgeblich beteiligt war, wirft ein neues Licht auf zwei vulkanische Extremereignisse und eine darauffolgende globale Abkühlung in der Antike. Mithilfe einer hochpräzisen Analyse von Vulkanasche und Schwefel in Eisbohrkernen aus Grönland und der Antarktis wurde klar, dass die globale Abkühlung um 1627 v. Chr. nicht dem Vulkan Thera in Santorini zuzuschreiben ist, wie bisher angenommen, sondern einem Vulkan im weit entfernten Alaska.

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