Mit der wirtschaftlichen Ausbeutung von Kolonien und kolonialartigen Machtstrukturen ging oft eine kulturelle Plünderung einher. Archäologische Funde wurden in Mengen außer Landes gebracht und verkauft. Deren wissenschaftliche Bewertung ist heute eine Herausforderung. Inwiefern Künstliche Intelligenz dabei helfen kann, das wollen der Archäologe Dr. Matthias Recke und der Informatiker Dr. Karsten Tolle in einem gemeinsamen Projekt herausfinden, das in enger Kooperation mit dem Winkelmann-Institut der Humboldt-Universität Berlin unter Prof. Stephan Schmid geplant ist. Als Beispiel dienen die Grabungsfunde des aus Sachsen stammenden Max Ohnefalsch-Richter (1850-1917), der seine Sets aus archäologischen Stücken auf 100 großformatigen historischen Fotografien darbot, um sie bei der Berliner Gewerbeausstellung zu verkaufen. "Wir wollen dem Computer beibringen, die Artefakte zu erkennen", hofft Recke. Mittels automatisierter Bilderkennung und neuronaler Netzwerke sollen die rund 5000 Objekte analysiert und eingeordnet werden. Langfristig könnten sich neue Möglichkeiten für die Aufarbeitung entsprechender Materialkomplexe in Museen und Sammlungen ergeben und Einblicke in die Verschränkung von Kolonialherrschaft und Antikenhandel.