Beim Bodenradarverfahren werden elektromagnetische Wellen in den Boden geschickt. Reste z.B. von Mauern, die sich noch im Boden befinden, reflektieren diese Wellen. So ergibt sich ein Bild dessen, was sich im Untergrund verbirgt. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat im Januar 2019 die freien Bereiche im Langhaus des Doms mit dieser Methode untersucht. In einer Tiefe von etwa 100-140 cm unterhalb des heutigen Bodens zeichneten sich dabei die Überreste der karolingischen Kirche ab. Die Radardaten erlauben eine Rekonstruktion des Grundrisses: Das dreischiffige Langhaus maß etwa 46 x 20 Meter, der Chor war davon abgesetzt. Die Daten lassen aber noch weitere Rückschlüsse auf den Kirchenbau zu: Die erhaltenen Stützen haben eine Seitenlänge von 70 cm. Daraus ergibt sich, dass das Kirchenschiff kein Gewölbe hatte; dafür wären mächtigere Stützen notwendig gewesen. Die Kirche wurde direkt auf dem Felsen des Dombergs erbaut und bedurfte deshalb keiner Spannfundamente. Die Außenmauern dieser frühmittelalterlichen Kirche fallen in mehreren Bereichen mit denjenigen der nachfolgenden Bauphase zusammen.
Bis jetzt war die Geschichte des Passauer Doms erst ab dem 10. Jahrhundert fassbar: Bekannt war, dass der nun erstmals dokumentierte Kirchenbau 976/977 zerstört worden war; unter Bischof Pilgrim (971-991) begann zeitnah der Bau des ottonischen Doms. Der Stadtbrand von 1181 hinterließ schwere Schäden an diesem Bauwerk, doch erst im frühen 14. Jahrhundert kam es zu einem weitgehenden Neubau. 1662 fiel die Altstadt noch einmal einem Stadtbrand zum Opfer – und wieder musste auch der Dom erneuert werden. Von 1667-1698 entstand auf den gotischen Fundamenten der barocke Dom, der sich bis heute weitgehend erhalten hat.