Seit den 1980er Jahren wird die gesellschaftliche Rolle von Frauen in ur- und frühgeschichtlichen Gesellschaften hinterfragt. Vor allem von feministischer Seite gibt es seitdem substantielle Bemühungen, die Frau nicht als passive Partnerin des Mannes, sondern als eigenständiges Subjekt mit eigenen Handlungsoptionen ausgestattet zu denken. Demgegenüber bleibt die Konzeptualisierung der Rolle des Mannes in ur- und frühgeschichtlichen Gesellschaften seltsam einseitig. Man könnte sie auf die Stereotype „Jagen, Kämpfen, Saufen“ reduzieren. Erstaunlicherweise gilt dies sowohl für eher traditionelle Beiträge wie auch für explizit theoretisch ausgerichtete. Ist in unseren Rekonstruktionen ur- und frühgeschichtlicher Gesellschaften Platz für ein differenziertes Bild von Männlichkeit? Oder sind wir in biologistisch determinierten Stereotypen gefangen?
Mit der geplanten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft "Theorie in der Archäologie" während der Tagung des West- und Süddeutschen Altertumsverbandes soll ein Anfang gemacht werden, die Konstruktion von Männlichkeit in ur- und frühgeschichtlichen Gesellschaften zu betrachten. Dieser Call for papers richtet sich neben der Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie ausdrücklich auch an andere archäologische Wissenschaften. InteressentInnen wenden sich bitte bis 28.2.2010 mit einem aussagekräftigen Abstract (ca. 200 Wörter) ihres geplanten Vortrags per E-Mail an Nils Müller-Scheeßel (mueller-scheessel(at)gmx.net).