War früher alles besser? Nachhaltiges Handeln in vormodernen Gesellschaften

06.11.2024 14:00 - 08.11.2024 12:30

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Vortragssaal der Universitätsbibliothek
Platz der Universität 2
79098 Freiburg
Deutschland

Nachhaltigkeit ist angesichts des Klimawandels gegenwärtig ein zentraler politischer Begriff und ein nicht minder wichtiges Ziel. Die UNO hat im Jahre 2015 insgesamt 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung formuliert. Der Begriff selbst stammt aus der Forstwissenschaft, verbreitete sich seit dem frühen 18. Jahrhundert und meint die dauerhafte Bewirtschaftung und Rohstoffverwendung. Wenn heute ein breites Bewusstsein für die Notwendigkeit nachhaltigen, ressourcen- und umweltschonenden Vorgehens vorhanden zu sein scheint, wie verhielten sich Bevölkerungen vor der Industrialisierung?

Zwei konträre Erklärungsmuster beherrschen bislang Überlegungen zur Nachhaltigkeit in vormodernen Gesellschaften. Einerseits setzt man voraus, dass diese die generationenübergreifende Dauerhaftigkeit der Ressourcennutzung für selbstverständlich hielten und die Umweltverhältnisse kaum veränderten. So gesehen, können sie als Vorbild für die Gegenwart verstanden werden. Andererseits verweist man auf den mitunter beträchtlichen Raubbau an natürlichen Ressourcen, der sogar zum Kollaps von Kulturen oder Gesellschaften führte. Dieses Verhalten wäre hingegen als aktuelle Warnung zu verstehen, angesichts der gravierenden Folgen die Übernutzung der Umwelt einzugrenzen. Wie passen beide Einschätzungenzusammen?

Lange Zeit hat die Forschung dies unter den Stichworten „Resilienz“ und „Vulnerabilität“ betrachtet. In jüngster Zeit versucht man, ergänzend das Potential des Begriffs „Nachhaltigkeit“ auch für die Vormoderne auszuloten. Wir – Vertreter der vier im Freiburger Forschungsverbund „Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends in Südwestdeutschland“ zusammenge- schlossenen Disziplinen Urgeschichtliche, Provinzialrömische und Mittelalterarchäologie sowie Mittelalterliche Geschichte – wollen auf der Tagung diskutieren, welcher analytische Gewinn damit verbunden ist und welche Erkenntnisse sich daraus gewinnen lassen. Dazu untersuchen wir in einem übergreifenden archäologisch-historischen Zugriff Fallstudien, die sich von der späten Bronzezeit bis in die Frühe Neuzeit erstrecken. Da Vorstellungen von Nachhaltigkeit in schriftarmen Zeiten kaum greifbar sind, konzentrieren wir uns dabei auf das jeweilige Handeln und die daraus zu rekonstruierenden Praktiken, denn Regelungen zur generationenübergreifenden Ressourcennutzung und -verfügbarkeit finden sich immer wieder. Wie agierten aber die Beteiligten unter bestimmten, genau zu analysierenden Umständen – und wann lässt sich dies eher pragmatisch oder besser mit vormodernen Nachhaltigkeitskonzepten erklären?

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