Dioskuren. Der geschenkte Tag - Michael Müller im Neuen Museum

12.04.2025 - 21.11.2025

Neues Museum Berlin
Bodestraße 1-3
10178 Berlin
Deutschland

Im Rahmen des 200. Jubiläums der Museumsinsel Berlin präsentiert der deutsch-britische Künstler Michael Müller das Projekt Dioskuren: Der geschenkte Tag im Neuen Museum. Die Ausstellung verbindet mythologische Erzählungen, abstrakte Malerei, Performance und Architektur in einem Dialog über Zeit, Sterblichkeit und die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart.

Die Ausstellung schließt die den Zeitläufen geschuldeten Risse in der Gestaltung des Neuen Museums: Ursprünglich wurde die Treppenhalle von gigantischen Skulpturen, die die Dioskuren Kastor und Polydeukes aus der griechischen Mythologie zeigten, dominiert. Unwiederbringlich im Krieg zerstört, wird deren Geschichte nun zum inhaltlichen Fundament von Müllers Auseinandersetzung mit Zeit, Geschichte, narratologischen Strukturen, Göttern und Liebe in der zeitgenössischen abstrakten Malerei. 

Noch heute prägen die Dioskuren sehr deutlich das Erscheinungsbild der Museumsinsel Berlin, wenn man sich – durch den Lustgarten kommend – diesem architektonischen Komplex nähert: Gigantisch und in sehr bewegter Pose ringen Kastor und Polydeukes mit ihren Rössern auf dem Dach des Alten Museums. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass auch die zentrale Treppenhalle des Neuen Museums bis zu dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg von den Dioskuren geprägt war: Auf dem Treppenabsatz standen zwei monumentale, 5,50 Meter hohe Abgüsse der Rossebändiger Kastor und Polydeukes, die von der Piazza di Monte Cavallo vor dem Quirinalspalast in Rom stammten.

Die Eindrücklichkeit und Bedeutung dieser beiden Skulpturen, die die Besucher*innen des Neuen Museums empfingen, und ihre enge Verbindung mit dem Gründungsgedanken des Museums hielt der Schriftsteller Adolf Stahr bereits 1853 in seiner Schrift Die Kolosse der Dioskuren von Monte Cavallo im Neuen Museum zu Berlin fest: „Der grosse und geniale Gedanke, welchem das Neue Museum zu Berlin sein Dasein schuldet, hat auch diese erhabenen Gebilde des griechischen Meissels in Abgüssen, die den Originalen völlig gleich an Grösse, jener übersichtlichen Sammlung aller bedeutendsten Denkmäler griechischer Plastik zugesellt. Die Kolosse der Zeussöhne von Monte Cavallo, zum Erstenmale vollständig abgeformt, bewachen jetzt als schützende Götter den Eingang in das Heiligtum griechischer Bildkunst, dessen Zierden sie selber ausmachen. Das Neue Museum zu Berlin ist in diesem Augenblicke das einzige auf der Welt, dessen Besuch demjenigen, der die MarmorOriginale vor dem Quirinal-Palaste zu Rom nicht selbst gesehen, einen Begriff von der Erhabenheit dieser Werke zu gewähren vermag.“ 

Im Zentrum von Michael Müllers raumgreifender malerischer Arbeit Der geschenkte Tag (2021/22), die erstmals 2022/23 im Frankfurter Städel Museum zu sehen war, steht der Mythos der beiden Dioskuren, der ungleichen Zwillinge Kastor und Polydeukes. Das unzertrennliche Zwillingspaar – in einer Nacht von verschiedenen Vätern als Söhne der Leda gezeugt – wird mit dem Tod des sterblichen Kastors im Kampf auseinandergerissen. Für die Berliner Präsentation wurde das monumentale Werk eigens erweitert und nimmt Bezug auf die Architektur des historischen Ausstellungsortes, in die es sich einfügt. Wie ein Fries umspannt es den gesamten Innenraum der Treppenhalle des Neuen Museums und die Leinwände, die sich nahtlos aneinanderreihen, messen im Zusammenspiel etwa 86 auf 6 Meter.

Homepage mit weiteren Informationen
Neues Museum Berlin
Bodestraße 1-3, 10178 Berlin, Deutschland
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