Erich Leverkus: Wie der Neandertaler zu seinem Namen kam
Das Heft "Wie der Neandertaler zu seinem Namen kam" wurde 1999 von Erich Leverkus verfaßt. Der Arbeitsschwerpunkt des Autors - der Themenkreis um die Wurzeln der Menschwerdung - läßt ihn bei der Frage nach der Einordnung des Neandertalers als motivierten Bearbeiter erscheinen.
Das Heft umfaßt 32 Seiten, weshalb auf ein Inhaltsverzeichnis verzichtet wurde. Einzelne Zwischenüberschriften leiten Leserin und Leser durch das Heft. Hier werden Fundumstände und Fundgeschichte des Neandertalers in anschaulicher Weise zusammengefaßt.
Die am Fund vor Ort oder wissenschaftlich beteiligten Personen werden, teils mit Abbildungen, vorgestellt: Der Schuldirektor Joachim Neanders, die "Actiengesellschaft für Marmorindustrie im Neanderthal", Steinbruch-Chef Beckershoff, Realschullehrer Fuhlrott, Herr Pieper auf Hochdahl, der Musiker Florentin von Zuccalmaglio, die Herren Professoren Mayer und Schaaffhausen, Archivar Müller, der Bundeskassenkontrolleur und nebenberufliche Paläontologe von Meyer, ein Redaktionsteam voller Zweifel, der schottische Geologe Lyell, sein Schwiegervater Leonard Horner mitsamt seiner Frau, der erzürnte Zoologe Thomas Huxley, der Wittenberger Theologe Kleinschmidt, der irische Professor King bis hin zu Charles Darwin - sie alle kommen in lebendiger Weise zu Wort.
Der Autor scheut sich dabei nicht, die absolute Gültigkeit wissenschaftlicher Aussagen als zunächst nur vorläufige Wahrheiten vorzustellen und ganz generell Erkenntnisse in ihrem historischen Verlauf zu beobachten und dadurch zu relativieren. Sprachlich ist das Heft in der Weise unauffällig, daß es sowohl für interessierte Laien als auch für Fachleute lesbar ist, ohne daß Fachterminologie oder Popularisierungen hervortreten.
Die Literaturliste mit ihrem Schwerpunkt auf älteren Werken wurde in den Anmerkungsapparat hineingenommen, was bei der Kürze des Werks verständlich ist. Erwähnenswert ist jedenfalls die gelungene Gestaltung durch das Verlagsbüro Wais & Partner / Stuttgart, von dem ein formschönes und ansprechendes Layout ohne die heute üblichen Überlastungen mit Erfolg gewagt wurde. Das gut lesbare Heft erfreut durch zahlreiche Abbildungen. Schöpferische Begabung zeigt sich in der Gestaltung des romantischen Titelbildes, das in Umkehrung der erwarteten graphischen Techniken ein Foto eines männlichen Neandertalers bei einem Ölgemälde des Neander-Tales zeigt.
Das Heft eignet sich vorzüglich für Museums-Shops und bietet einige Denkanstöße für kritische Geister, die bei materialfixierten Fundplatzbeschreibungen im Sinne des heutigen mainstream rasch Überdruß empfinden.
Rezension zu
Leverkus, Erich
Wie der Neandertaler zu seinem Namen kam
Stuttgart: Reinsburg Verlag, 1999
32 Seiten, 14 teils farbige Abbildungen
Preis: DM 12,80