Alix Hänsel: Ranulf und die Varusschlacht
In diesem spannenden und gut lesbaren Jugendbuch gelang es der Autorin, die Liebesgeschichte eines heranwachsenden Germanen zu einer jungen Römerin geschickt in den Kontext der historischen Ereignisse um die Varusschlacht einzubetten. Die Geschichte wird schnell vorangetrieben, so daß beim Lesen der Geschichte zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt und durch die Unvorhersehbarkeit des Geschehens ein großes Maß an Spannung erzeugt wird.
Im Kern steht die Liebesgeschichte des jungen Germanen Ranulf zu der Halbrömerin Corinna und die Probleme, die eine solche Beziehung, zwischen den Angehörigen zweier unterschiedlicher Kulturen, mit sich bringt. Verschärft wird diese Konstellation, durch ihre Verwicklung in die Ereignisse um die Varusschlacht, die im Jahre 9 n. Chr. tatsächlich stattfand. Dem Leser wird das zwiespältige Verhältnis von Germanen und Römern zur damaligen Zeit vor Augen geführt, genauso wie der Gewissenskonflikt und die Härte die solch ein Krieg mit sich bringt, ohne moralisierend oder aufdringlich zu wirken. Die beiden Hauptakteure geraten dabei von einer schwierigen Situation in die Nächste und müssen sich sowohl gegenüber Germanen als auch Römern behaupten.
Dem archäologischen Hintergrund der Autorin dürfte es zu verdanken sein, dass die Ereignisse der Schlacht weitestgehend mit den heutigen, noch recht lückenhaften, Erkenntnissen übereinstimmen, die uns einige römische Historiker und das spärliche archäologische Fundgut liefern. Das Buch folgt in seiner Gänze einem historischen Rahmen, der eine logische Möglichkeit der tatsächlichen Ereignisse widerspiegelt. So basiert es z.B. auf der Annahme, daß sich die Ereignisse in der Nähe des heutigen Kalkriese zugetragen haben. Dies gilt zwar nicht als gesichert, aber kann nach dem heutigen Forschungsstand als Hypothese angenommen werden.
Einen recht gelungen Abschluss bildet der Anhang mit einer Liste von Begriffserklärungen und einem Nachwort zu dem historischen Rahmen, den Ereignissen und der Bedeutung der Vorkommnisse um 9 n.Chr., in dem die Autorin allerdings einige Tatsachen darlegt, die nicht als gesichert angenommen werden können; Aliso mit Haltern gleichzusetzen ist nur eine Theorie und die Beteiligung des Stammes der Chasuarier an der Schlacht ist ebenso nicht nachzuweisen, auch wenn sie in der Gegend des Schlachtfeldes lebten. Überliefert ist uns, durch Tacitus, lediglich die Beteiligung der Cherusker, Brukterer, Marser und Chatten. Doch dieses schmälert nicht das äußerst gelungene Gesamtwerk. Als gelungen müssen auch die Illustrationen von Werner Pollak bezeichnet werden, die eine fehlerfreie Vorstellung über das Erscheinungsbild der damaligen Menschen liefert.
Es handelt sich um einen spannenden Jugendroman, der auch jedem Erwachsenen nur wärmstens zu empfehlen ist und auf Grund der Sachkompetenz seiner Autorin auch noch einen hohen Lerneffekt hat.
Rezension zu
Hänsel, Alix
Ranulf und die Varusschlacht
Hamm: Roseni Verlag, 2004
ISBN 3 9807434 7 0
broschiert, 135 Seiten mit Illustrationen von Werner Pollak