Ratgeber: Archäologie als Beruf
Wie sieht eigentlich der archäologische Berufsalltag aus? Bekommt man ein gutes oder wenigstens ausreichendes Gehalt? Ist man ständig auf Ausgrabungen in fernen Ländern unterwegs und jagt nach verlorenen Schätzen? Vieles in der archäologischen Arbeitswelt ist ganz anders, als man sich das gemeinhin vorstellt. Was man wissen sollte, wenn man als Archäologe bzw. Archäologin arbeiten will.
Antworten auf häufig gestellte Fragen
Die archäologische Berufswelt
Muss ich studiert haben, um als Archäologe zu arbeiten?
Nein. Im Rahmen einer Fortbildung gibt es die Möglichkeit als Grabungstechniker/-innen auf dem Gebiet der archäologischen Denkmalpflege und Forschung tätig zu sein. Die Tätigkeit des Grabungstechnikers besteht vorrangig aus der technischen Leitung archäologischer Grabungen. Er erschließt die Fundstellen nach Vorgaben der Wissenschaftler so, dass für die Forschung ein Optimum an Informationen zur Verfügung steht.
Aufgrund der verschiedenen Strukturen der Denkmalpflege und föderal unterschiedlichen Gesetzeslage, sind Fortbildungsplätze für den geprüften Grabungstechniker / die geprüfte Grabungstechnikerin in den letzten Jahren lediglich in den Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, sowie beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) angeboten worden. Freie Fortbildungsplätze werden regulär ausgeschrieben und entsprechend veröffentlicht.
Die Fortbildung zum/zur Grabungstechniker/in erfolgt in Deutschland nach dem sog. »Frankfurter Modell«, das auf Basis einer abgeschlossenen einschlägigen Berufsausbildung eine dreijährige Fortbildung an einem archäologischen Landesamt beinhaltet.
Bekomme ich nach meinem Studium sicher eine unbefristete Arbeitsstelle?
Nein!! Das wäre die kurze Antwort.
Die lange Antwort:
Das unmittelbare Berufsfeld Archäologie ist recht begrenzt. Die Zahl der unbefristeten Stellen an den archäologischen Denkmalämtern, den Universitätsinstituten, Museen oder Forschungsinstitutionen wie das Deutsche Archäologische Institut sind gering und somit sind die Chancen nicht so hoch.
Befristete Stellen beispielsweise in Forschungsprojekten, bei Ausgrabungen oder Ausstellungsprojekten sind hingegen in einer deutlich höheren Anzahl vorhanden. Hier sind dementsprechend die Chancen höher nach dem Studium in Lohn & Brot zukommen.
Auch wenn diese Berufsaussichten vielleicht nicht so rosig sind, sollte dies einen nicht vom Studium der Archäologie abhalten: es ist interdisziplinär, international und in vielen Bereichen sehr spannend.
Welche Berufsfelder bietet die Archäologie?
Archäologie ist nicht gerade ein eine Jobmaschine, aber es gibt durchaus mehr Tätigkeitsbereiche als man gemeinhin denkt:
- ein großer Beschäftigungsbereich liegt in der Bodendenkmalpflege, die den einzelnen Bundesländern untersteht. Neben den unbefristeten Stellen in den unterschiedlichen Fachbereichen (Grabung, Forschung, Gebietsreferent, etc) bieten die jeweiligen Landesämter auch projektgebundenen befristete Stellen an. Links zu den Landesämtern findet man im Guide unter der Rubrik »Studium & Praxis - Denkmalpflege«.
- Ebenfalls zu nennen sind die Universtäten, an denen in den unterschiedlichen Disziplinen neben den Professuren einige befristete und unbefristete Stellen angeboten werden, eine Übersicht der Institute findet man bspw. im Guide unter Fachgebiete.
- Zu erwähnen wären auch die außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie beispielsweise das Deutsche Archäologische Institut oder einige Akademien der Wissenschaften, die mit Langzeitprojekten für befristete und unbefristete Stellen sorgen.
- Auch in Museen gibt es je nach Größe und Ausrichtung des Hauses in den verschiedenen Abteilungen Tätigkeitsbereiche für ArchäologInnen.
- Nicht vergessen darf man den stetig wachsenden Bereich der privaten Grabungsfirmen, in dem neben zahlreichen befristeten auch unbefristete Stellen existieren. Zusammenstellung dieser Firmen findet man im Guide unter »Kommerzielles - Ausgrabungen« oder auf den Internetseite des Institutes für Archäologische Wissenschaften der Universität Bamberg.
Allgemein geht man davon aus, dass zwischen 40% und 50% der ausgebildeten Archäologen nicht in einer fachspezifischen Beschäftigung unterkommen. Aber abseits der klassischen archäologischen Berufsfelder öffnen sich einem auf Grund der fachlichen Ausbildung durchaus andere Tätigkeitsbereiche:
- beispielsweise im Verlagswesen, im Journalismus oder in Marketing- oder Öffentlichkeitsabteilungen von Unternehmen etc. Um hier einen Fuss in die Türe zu bekommen bieten sich Praktika und Volontariate an.
Selbstständigkeit mit archäologischen Dienstleistungen, geht das?
Ob eine Selbstständigkeit Sinn macht, muss jeder für sich entscheiden, aber sollte man schon potentielle Kunden haben oder ein interessantes Produkt, bzw. eine interessante Dienstleistung anbieten können, dann ist der einfachste und schnellste Weg zur Selbstständigkeit (bezogen auf die erforderlichen Behördengänge) vermutlich die Anmeldung am Finanzamt als Selbstständiger / Freiberufler. Dies sollte man allerdings tunlichst vor dem Beginn seiner Tätigkeit machen.
Trotz eines recht einfachen Anmeldungsprozedere ist bei einer Selbständigkeit einiges im Vorfeld zu beachten. Ohne ins Detail gehen zu können, seien nur einige wichtige Stichworte genannt:
- Umsatzsteuer (Befreiung, Ausweisung, Voranmeldung), Einkommenssteuervoranmeldung, Einkommensüberschussrechnung, Krankenkasse, Rentenkasse etc..
- Besonders im Auge behalten sollte man die Problematik der sog. Scheinselbstständigkeit, Infos darüber findet man u.a. beim Bundesverband freiberuflicher Kulturwissenschaftler e.V..
Deutlich umfangreicher und rechtlich komplexer ist die Gründung einer Firma, bsp. einer GbR oder GmbH. Hier sollte man sich auf jeden Fall im Vorfeld gut beraten lassen. Erste Informationen dazu findet man auf den Seiten der Bundesagentur für Arbeit.