Zurück in der Lippe

LWL berichtet von weiteren mittelalterlichen Wrackteilen

Vor zwei Jahren hatten Taucher:innen ein hochmittelalterliches Holzschiffes in der Lippe bei Lippetal-Herzfeld (Kreis Soest) entdeckt, ein Team von Unterwasserarchäolog:innen um Dr. Martin Mainberger und Archäolog:innen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hatte das Wrack geborgen. Die Fachleute haben die Fundstelle in der Lippe nun erneut untersucht - und weitere Hölzer des Schiffes und eine möglicherweise frühneuzeitliche Bootsanlegestelle entdeckt.

Schiffsanlegestelle
Pfosten und Balken eines vermutlich neuzeitlichen Uferbaus, vielleicht eine alte Schiffsanlegestelle. Foto: UwArc/J. Witte.

Neuer Tauchgang, neue Entdeckungen

»Aktuell bereiten wir die geborgenen Hölzer für die Überstellung nach Schleswig zur mehrjährigen Konservierung vor«, erklärt LWL-Archäologe Prof. Dr. Michael Baales. Das sei grundlegend für eine spätere wissenschaftliche Bearbeitung und museale Rekonstruktion.
Bevor die Teile des mittelalterlichen Schiffs zu den Kolleg:innen an die Küste reisen, hat das Team um Martin Mainberger den Bereich um die Fundstelle erneut untersucht. »Wir wollten sichergehen, dass keine weiteren Hölzer, die vielleicht durch die recht starke Strömung neu freigelegt wurden, verloren gehen«, so Baales, Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie. Auch wollten die Fachleute so neue Erkenntnisse über das Umfeld des Wrackfundortes in der Lippe gewinnen.

Bug, Bordwand und eine Konstruktion aus Eichenbalken

Das Lippeschiff war im November 2020 etwa zur Hälfte geborgen worden. »Bei unserem erneuten Tauchgang haben wir nun weitere Teile des Wracks entdeckt«, berichtet Mainberger, Experte für Unterwasserarchäologie aus Freiburg im Breisgau. Dabei handele es sich zum einen vermutlich um das Fragment einer weiteren »Kaffenplanke« aus dem Bug des Schiffes sowie um eine Planke, die eventuell den oberen Abschluss einer Bordwand bilde.
»Besonders spannend im Hinblick auf die spätere Rekonstruktion ist der Fund eines abgerissenen, angeschrägten Bugteils der linken Bordwand, die bisher vollständig fehlte«, so Mainberger. Alle Teile sind stark erodiert und nur noch in Teilen erhalten, trotzdem werden sie nach der Konservierung in Schleswig wichtige Puzzleteile bei der Rekonstruktion des Schiffes sein.

Die Tauchaktion, die Mitarbeiter:innen der Biologischen Station Soest unterstützten, hatte zudem den Zweck, die Situation der Lippe in diesem Bereich näher in Augenschein zu nehmen. Etwas unterhalb der Wrackfundstelle ist eine markante Konstruktion aus größeren Eichenbalken entdeckt worden: »Es handelt sich offenbar um Überreste eines massiven Uferverbaus, vielleicht eine jahrhundertalte Schiffsanlegestelle«, schätzt Mainberger. Er vermute, dass es sich hierbei um eine frühneuzeitliche Konstruktion handele. Eine Radiokarbondatierung soll hier demnächst für Klarheit sorgen.

Außerdem trafen die Taucher:innen auf mit Sediment gefüllte Vertiefungen. In diesen Vertiefungen haben sich weitere Funde, auch Holzobjekte, angesammelt, erkannten die Fachleute. Diese Stellen wurden kartiert um bei späteren Tauchgängen besonders beachtet zu werden.

Wichtige Erkenntnis für die Archäolog:innen: Selbst bei einem vor vielen Jahrzehnten massiv umgestalteten größeren Flusslauf wie der Lippe ist mit archäologisch interessanten Funden und Befunden zu rechnen. Dieses Wissen sei für die geplanten Renaturierungsmaßnahmen an der Lippe von Bedeutung.

Neuer Wrackfund aus der Lippe
Ein erster Neufund vom Schiffswrack, vermutlich das untere Fragment einer Kaffenplanke. Foto: LWL-Archäologie/M. Baales.
Planke eines Bootswracks aus der Lippe
Auch diese für den Transport bereits verpackte Planke gehört aufgrund seiner Merkmale sicher zu dem Wrack; es könnte sich um den oberen Abschluss einer Bordwand handeln. Foto: LWL-Archäologie/M. Baales.
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