Wirtschaftliche Brüche im 5. und 8. Jahrhundert?

"Zwischen Machtzentren und Produktionsorten. Wirtschaftsaspekte von der römischen Epoche bis in das Hochmittelalter am Rhein und in seinen Nachbarregionen" – so lautet der Titel des jetzt erschienenen Tagungsbandes aus dem Verlagsprogramm des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM). 25 Fachbeiträge aus interdisziplinärer Perspektive thematisieren Herstellungstechniken, Warenaustausch und Transportwege zwischen den Machtzentren und ihrem Umland. Der Band ist auch im Open Access verfügbar.

Die Herausgeber Lutz Grunwald (RGZM) und Matylda Gierszewska-Noszczyńska (Forschungsstelle Kaiserpfalz)
Die Herausgeber Lutz Grunwald (RGZM) und Matylda Gierszewska-Noszczyńska (Forschungsstelle Kaiserpfalz) in Ingelheim. (Foto: Piotr Noszczynski, RGZM / Forschungsstelle Kaiserpfalz)

Betrachtungen zu Wirtschaftsräumen mit ihren vielschichtigen funktionalen Verflechtungen erlauben Rückschlüsse auf den überregionalen Handel vergangener Zeiten und die sozioökonomischen und historisch-kulturellen Lebensumstände einzelner Menschen in ihrem jeweiligen Umfeld. "Wir können durchaus sagen, dass das Wirtschaftsgefüge von damals zu der heutigen europäischen Situation einige gut vergleichbare Mechanismen besaß", lautet das Resümee von Herausgeber und Archäologe Lutz Grunwald (RGZM). Die in diesem Tagungsband vorgestellten Beiträge bieten zudem einen neuen Ansatzpunkt zur Betrachtung bisheriger Fragestellungen: So hält Herausgeber Grunwald fest, dass für das 5. und das 8. Jahrhundert n. Chr. das bisher gültige Bild von massiven Brüchen revidiert werden muss. "In der betrachteten Region lag eine vielschichtige wirtschaftliche Kontinuität vor, die in diesen Jahrhunderten durch fließende Übergänge ohne massive Umbrüche geprägt war." Neben den Regionen um Ingelheim am Rhein und Mayen werden hier weitere Zentralorte wie Köln, Mainz, Trier und Aachen mit Umland in ihrem jeweiligen wirtschaftlichen und sozialen Kontext dargestellt.

Das Treffen der 130 Expertinnen und Experten aus der Archäologie, den Geschichts- und Naturwissenschaften sowie der Kunstgeschichte im November 2018 fand unter dem Titel "Siedlungsräume – Wirtschaftsregionen – Machtzentren" in Ingelheim am Rhein statt. Ergänzend hierzu trafen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftleri ein Jahr später zu einer weiteren Tagung in Mayen in der Osteifel zum Thema "Wirtschaftsaspekte in Spätantike und Frühmittelalter". Der fachliche Austausch soll im Herbst 2022 mit einer weiteren Tagung fortgeführt werden.

Publikation

Gierszewska-Noszczyńsk, Matylda und Grunwald, Lutz (Hrsg.)

Zwischen Machtzentren und Produktionsorten: Wirtschaftsaspekte von der römischen Epoche bis in das Hochmittelalter am Rhein und in seinen Nachbarregionen

RGZM – Tagungen, Band 45. DOI: 10.11588/propylaeum.996

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