Wikingerzeitliche Siedlung in Norderbrarup gefunden

Der neue wikingerzeitliche Fundplatz in Norderbrarup liegt im Ortskern in exponierter Lage nahe der über 800 Jahre alten Kirche im nahen Umfeld weiterer bedeutender wikingerzeitlicher Fundorte. Er wurde im Zuge von Ausgrabungen des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein (ALSH) entdeckt, die im Vorfeld der Umsetzung eines hier geplanten Wohnbaugebietes durchgeführt werden.

Grabungsfläche mit mindestens acht Grubenhäusern
In der Senkrechtaufnahme der Grabungsfläche sind mindestens acht Grubenhäusern zu erkennen. © ALSH

Die bisherigen Untersuchungen erbrachten eine kleine Siedlung mit mindestens acht Grubenhäusern, die sich locker gestreut über den Fundplatz verteilen. Damit zählt die wikingerzeitliche Ansiedlung in Norderbrarup nach derzeitigen Kenntnissen zu den bedeutenderen bisher bekannten Siedlungen im Land Angeln. Bei den Grubenhäusern handelt es sich um in den Boden eingetiefte, kleine rechteckige Bauten mit einem Giebeldach, welche hier mit rechteckig umlaufenden Wandgräbchen eingefasst und in welche die Bohlen für den Wandaufbau gesetzt worden waren. In der südöstlichen Ecke des ersten untersuchten Grubenhauses in Norderbrarup befand sich eine aus Steinen aufgebaute Feuerstelle zum Kochen und Heizen.

Die Grubenhäuser wurden in der Regel für handwerkliche Tätigkeiten genutzt, insbesondere zur Textilherstellung durch Weberei. Reste von Webstühlen in Form von Webgewichten wie auch Spinnwirtel als Teil von Spindeln, die zum Verspinnen eines Fadens aus Schafwolle dienten, fanden sich auch in Norderbrarup.

Bisher konnten aus den acht Grubenhäusern ungewöhnlich viele Funde aus Metall und anderen Materialien, darunter diverse Keramik, eine bronzene Gewandnadel, eine weitere Nadel einer verlorenen Fibel, zwei Eisenmesser, ein Kugelzonengewicht, das einen Hinweis auf den Handel gibt, sowie außerdem ein Bernsteinfragment geborgen werden. Ferner zählen ein eiserner Kesselhaken und ein eiserner Meißel zu den Funden.

Der Einzelfund einer großen ottonischen Buckel-Emaillescheibenfibel aus dem 10. Jahrhundert nach Christus mit einer eingeritzten Vogeldarstellung deutet schon in einen christlichen Kontext und stellt eine seltene Besonderheit dar, welche den außergewöhnlichen Charakter des Fundplatzes noch unterstreicht. Im Vorfeld der Untersuchungen konnten auch der Knauf eines Wikingerschwertes und ein arabisches Münz-Fragment eines silbernen Dirhams geborgen werden. Außerdem lassen sich auf der östlichen Seite der Grabungsfläche nach bisherigem Kenntnisstand auch Reste eines großen Pfosten-Langhauses erkennen. Inwieweit die Grubenhaussiedlung und der Pfostenbau gleichzeitig nebeneinander bestanden oder die Siedlung mehrphasig ist, bedarf noch der Klärung.

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