Westfälische Innovation vor 13.000 Jahren: Bienenwachs als Klebstoff
Mehr als 400 Besucher kamen zur Jahrestagung nach Münster. Von Westfalens "Jurassic Park" über den ältesten Nachweis von Bienenwachs als Klebstoff bis hin zu einem Experiment zur keltischen Eisengewinnung im Siegerland - Westfalen-Lippe habe eine Vielzahl archäologischer Schätze, so die LWL-Kulturdezernentin weiter. "Unser Ziel ist es, gesellschaftliche Entwicklungen aufzugreifen und abzubilden. Daher haben wir das Themenjahr 'Fakt oder Fake' ins Leben gerufen." Das LWL-Römermuseum in Haltern am See griff die aktuelle politische Diskussion schon 2017 mit einer Sonderausstellung auf. Das LWL-Museum für Archäologie in Herne wird mit der Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen der Archäologie" ab dem 23. März folgen.
"Die archäologischen Museen sind für die Vermittlung unserer Arbeit von großer Bedeutung", erklärte Prof. Dr. Michael Rind, Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen. "Das Ergebnis dessen, was wir Tag für Tag leisten, der Schutz der Bodendenkmäler in Westfalen-Lippe, wird dort für jedermann sichtbar." Um den europäischen Zusammenhang zu zeigen, sei der LWL Botschafter von "Sharing Heritage" im Kulturerbejahr und zeige seine wichtigsten Funde mit europäischer Bewandtnis ab dem 21. September bei der großen Sonderausstellung "Bewegte Zeiten" über Archäologie in Deutschland in Berlin.
Für internationale Aufmerksamkeit sorgte 2017 der älteste Nachweis von Bienenwachs als Klebstoff in Europa. Rind erklärte zur Entdeckung eines Forscherteams unter Leitung der LWL-Archäologie: "Schon vor 13.000 Jahren gingen Menschen in Bergkamen mit Bienenwachs auf Fischfang, indem sie ihn zur Befestigung einer Speerspitze benutzt haben." Nach derzeitigem Kenntnisstand sei dies eine westfälische Errungenschaft, die sich daraufhin in ganz Europa durchgesetzt habe, so Rind.
Neue Erkenntnisse über das Leben vor über 2.000 Jahren brachte eine weitere Forschungskooperation unter LWL-Leitung. Zum ersten Mal gelang im LWL-Freilichtmuseum Hagen der funktionierende Nachbau des größten Brennofens seiner Epoche in Europa zur Verhüttung von Erz zu Eisen.
Anne Katrin Bohle, Abteilungsleiterin beim NRW-Bau- und Heimatministerium erklärte: "Solche für NRW wichtigen Forschungsexperimente und kulturellen Entdeckungen verdienen weiterhin Unterstützung. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass die Förderung der Archäologie ihrer Bedeutung entsprechend die Unterstützung der Landesregierung erfährt und behält."
Wie umfangreich die Grabungs- und Forschungsergebnisse in Westfalen-Lippe sind, zeigte die Themenauswahl der diesjährigen archäologischen Jahrestagung. Das Spektrum in den 13 Vorträgen reichte vom Fund eines 465 Millionen Jahre alten Krebsfossils bei Herscheid (Märkischer Kreis) bis hin zu Prospektionsgrabungen in einem NS-Kriegsgefangenenlager in Soest, von komplexen Methoden der Restaurierung in den Werkstätten der LWL-Archäologie bis hin zu moderner Luftbildarchäologie.
Ein großer Raubsaurier, bekannt als das "Monster von Minden", stand auf dem Programm, die 3.000 Jahre zurückreichende Stadtgeschichte Bielefelds ebenso wie Möglichkeiten und Arbeitsprozesse im Umgang mit kostenfreien Geodaten oder neueste Erkenntnisse zu Geldumlauf und Gebrauch von Münzgeld im Westfalen des Mittelalters.
Angesichts der Menge an Funden, die LWL-Archäologen Tag für Tag aufspüren, tue ein neues Archiv Not. " Wir wollen weitere räumliche und klimatische Bedingungen schaffen, welche die tausende Jahre alten Zeugnisse unseres kulturellen Erbes nachfolgenden Generationen noch lange zur Verfügung stellen sollen", meinte Rind. Der Neubau auf einem Gelände der Speicherstadt in Münster habe begonnen und werde noch in diesem Jahr fertiggestellt. Auch die archäologische Fachbibliothek mit mehr als 50.000 Büchern und 210 Zeitschriftenbänden in Münster stelle sich neu auf. Erste Einblicke gab es bei einer Führung durch die rund 1.200 Regalmeter.
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