Von Lasern und Kanonen
Die durch Sandstrahlung freigelegten Initialen des Geschosses deuten darauf, dass es 1551 für den dänischen König Christian den III. gegossen wurde. „Auf der Welt gibt es nur noch etwa 20 solcher Geschütze, die durch Unterwasserfunde ans Tageslicht kamen“, sagt Springmann. Er will über den „Kunstgriff einer materialtechnischen Analyse“ eine Aussage über den damaligen Bau der Waffen treffen. Hier kommen die Spezialisten für Werkstoff- und Materialkunde an der Universität Rostock mit ihrer Spezialtechnik zum Einsatz und liefern einzigartige Ergebnisse, für die sich bereits Experten aus Venedig und Texas interessieren.
Als Spezialisten konnte Springmann für seine anspruchsvollen technischen Untersuchungen Mitarbeiter der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik der Universität Rostock gewinnen. Die entscheidende Bedingung: Die Kanonenrohre durften durch die Untersuchungen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. „Wir haben deshalb innerhalb und außerhalb der Universität Partner gefunden, die ebenfalls helfen konnten“, sagt Dr. Karl-Heinz Kutz, Experte für Werkstoffkunde. Prof. Dr. Christoph Wanner vom Lehrstuhl für Fertigungstechnik und sein Team haben die Kanone zur dreidimensionalen Darstellung von innen und außen scannen lassen. So wurden die Kaliber und Schussbahnen reproduziert. „Diese Untersuchung wurde nur möglich, weil die Uni Rostock seit kurzem über ein hochmodernes Laserscangerät verfügt“, erklärt Kutz.
Hilfe für die anspruchsvollen analytischen Untersuchungen kam ebenfalls aus der Wirtschaft. An der materialtechnischen Untersuchung beteiligte sich auch die Firma Jade Entsorgung Rostock. Mit Endoskopie und Videotechnik aus der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt ist das Rohr der Kanone sowie sein Innenleben gefilmt worden. „Wir haben Ausformungen entdeckt, die so bislang noch nirgendwo auf der Welt gefunden wurden“, ist Springmann stolz. „Fest steht jetzt auch, dass Kammergeschütze in ihrer Bedienung sehr gefährlich waren und auch explodierten. Damit es dazu möglichst nicht kam, haben die Besatzungen versucht, Unheil mit einem ledernen Dichtring zu verhindern. Überreste eines solchen Ringes wurden durch Prof. Dr. Peter Leinweber vom Institut für Landnutzung der Universität Rostock untersucht. Fest steht: „Diese Waffe macht den technischen Wandel von der Erfahrung im Waffenbau hin zur Wissenschaft im 16. Jahrhundert sehr deutlich“, sagt Springmann. Im 16. Jahrhundert wurden Segler rein für Kriegszwecke gebaut. Deshalb mussten die Waffen so gefertigt werden, dass „ein Kampf auf Distanz“ möglich war, wie es Kanonen vermögen.
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