Vom Alltag im "Glücklichen Arabien"
Zwischen 800 v. und 500 n. Chr. in Holzstäbchen geritzt und vom trockenen Wüstenklima hervorragend konserviert, lassen sie die versunkene Welt der Weihrauchstraße wieder auferstehen. Am Institut für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Friedrich-Schiller-Universität Jena werden jetzt 600 dieser hölzernen Schriftzeugnisse erstmals entziffert, aus dem Altsüdarabischen ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht.
Betreuer des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts ist Prof. Dr. Norbert Nebes. "Die fachliche Spezialisierung unseres Instituts ist der Grund, dass die Bayerische Staatsbibliothek München, der die Stäbchen gehören, sie bei uns in Jena bearbeiten lässt", sagt Prof. Nebes, dessen Lehrstuhl im deutschsprachigen Raum eine Besonderheit darstellt: Er ist der einzige mit einem Schwerpunkt auf der Erforschung des Altsüdarabischen.
"Der Bestand aus München setzt sich hauptsächlich aus geschäftlichen und privaten Briefen, Urkunden, Verträgen und Etiketten von Warensendungen zusammen", erklärt Nebes. Anhand dieser Quellen - von denen vor Beginn des Jenaer Projekts erst etwas mehr als 30 publiziert wurden - lässt sich die kulturelle, religiöse und wirtschaftliche Entwicklung des vorislamischen Südarabien über 1.400 Jahre hinweg verfolgen.
"Vor allem der religiöse Bereich ist dabei sehr interessant", hebt Nebes hervor. "So war beispielsweise der Jemen im 6. Jahrhundert einmal für fast 50 Jahre christlich. Und was die Menschen in ihren persönlichen Briefen geschrieben haben, könnte uns zeigen, inwieweit religiöses Denken ihr Handeln im Alltag prägte", so Nebes. Die hölzernen Warenetiketten wiederum lassen Rückschlüsse auf Handelskontakte zu und helfen vielleicht dabei, die Beziehungen der südarabischen Völker zum Mittelmeer und nach Ostafrika zu klären.
Quelle: Uni Jena
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