Verbundprojekt erforscht Deutschlands ältesten Friedhof

Der Weinberg bei Groß Fredenwalde ist nicht nur eine wichtige Landmarke der Uckermark, sondern auch Fundort einer archäologischen Sensation: Vor 8.500 Jahren haben auf dem Hügel mittelsteinzeitliche Menschen einen Bestattungsplatz angelegt. Die Universitäten Göttingen und Kiel sowie die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin erforschen den Platz gemeinsam mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum.

Erst im Labor der HTW Berlin wurde das Grab eines kleinen Kindes freigelegt
Erst im Labor der HTW Berlin wurde das Grab eines kleinen Kindes freigelegt, das mit rotem Ocker bestreut beigesetzt worden ist. (Foto: B. Jungklaus)

Erste Gräber wurden schon 1962 bei Bauarbeiten auf dem Hügel entdeckt, doch die große Bedeutung des Platzes wurde erst vor wenigen Jahren bei Nachgrabungen deutlich. Ein Team unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Terberger vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen entdeckte unter anderem das Grab eines jungen Mannes, der mit Beigaben wie Knochenspitzen und Flintmessern in aufrechter Position seine letzte Ruhe fand. Zudem fanden die Forscher das Grab eines Kleinkindes, das mit rotem Ocker bestreut würdevoll beigesetzt worden war – bisher das älteste Grab auf dem Berg. "Bislang waren aus der Mittelsteinzeit wenige Einzelgräber oder kleine Grabgruppen der mobilen Jäger und Sammler bekannt", sagt Terberger. "Der Bestattungsplatz in Groß Fredenwalde wurde offenbar bewusst von einer Gemeinschaft angelegt und über Jahrhunderte genutzt."

Die Skelettreste auf dem Bestattungsplatz sind so gut erhalten, dass sie mit naturwissenschaftlichen Methoden untersucht werden können. Die Mehrzahl der Grabstellen gehört in die Zeit um 6.000 vor Christus, eine datiert in die Zeit um 5.000 v.Chr., als bereits die ersten Bauern der Linienbandkeramik die Uckermark kolonisiert hatten. Das Gräberfeld eröffnet daher die Chance, die letzten Jäger und Sammler vor und nach dem Beginn der "neolithischen Revolution" in Norddeutschland zu studieren und durch Pollenanalysen auch Umweltveränderungen in den Blick zu nehmen. Ob es in dieser Zeit schon zu Vermischungen zwischen Ureinwohnern und ersten Bauern gekommen ist, soll durch genetische Analysen mit Unterstützung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena geklärt werden.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt das zweijährige Forschungsprojekt an der Universität Göttingen mit circa 250.000 Euro.

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