Tübinger Förderpreis geht an Britt Marie Starkovich

Dissertation analysiert sich wandelnde Ernährungsgewohnheiten im Mittel- und Jungpaläolithikum

Der Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie geht in diesem Jahr an die US-Amerikanerin Dr. Britt Marie Starkovich von der „School of Anthropology“ der Universität von Arizona in Tucson.

Sie wird für ihre Dissertation über Tierknochenfunde aus dem Mittel- und Jungpaläolithikum ausgezeichnet, mit denen sich die wandelnden Ernährungsgewohnheiten der Neandertaler und des frühen modernen Menschen nachvollziehen lassen. Der Preis ist von EiszeitQuell gestiftet und wird von der Universität Tübingen zum 14. Mal verliehen. Mit 5000 Euro ist er der höchst dotierte jährlich vergebene Preis dieser Art für Archäologen.

Dr. Britt Marie Starkovich (Jahrgang 1981) wurde 2011 an der Universität von Arizona im Fach Anthropologie mit Schwerpunkt Archäologie promoviert. In ihrer Arbeit "Trends in Subsistence from the Middle Paleolithic through Mesolithic at Klissoura Cave 1 (Peleponnese, Greece)" analysiert sie Tierknochen aus der Klissoura-Höhle 1 im Nordosten der Peloponnes-Halbinsel in Griechenland. Die Fundstelle ist von herausragender Bedeutung, weil sie eine Schichtenfolge von der Zeit der Neandertaler bis in die beginnende Nacheiszeit aufweist. In dieser für Griechenland nahezu einzigartigen Sequenz fand sich aussagekräftiges Fundmaterial aus der Zeit zwischen 80.000 und 10.000 vor heute.

In dem etwa 70.000 Jahre umspannenden Zeitraum wurde nicht nur der Neandertaler durch anatomisch moderne Menschen abgelöst, es änderten sich auch mehrfach die Klima- und Umweltbedingungen. Aufgrund der langen Nutzungsdauer der Höhle durch Menschen lassen sich aus der Fundstelle wichtige Fragestellungen beantworten, wie zum Beispiel Änderungen in den Strategien der Nahrungsbeschaffung oder mögliche Unterschiede in der Fundplatznutzung.

Die Daten wurden mithilfe von Modellen aus der Evolutionsökologie ausgewertet, die Voraussagen über die wechselseitigen Verhältnisse zwischen Menschen und Beutetieren zulassen. Auf diese Weise arbeitete Starkovich zwei wesentliche Entwicklungen heraus: Im Verlauf der Schichtenfolge verlagerte sich die Jagd zunehmend von größeren Huftieren wie Damhirschen auf kleinere Beutetiere wie zum Beispiel Hasen. Gleichzeitig jagten die Menschen innerhalb der Gruppe der kleineren Beutetiere zunehmend schnell bewegliche Tiere wie Hasen und Rebhühner, anstelle von langsam beweglichen Tieren wie Schildkröten.

Dieser Wandel der Nahrungsbeschaffung ist aber nicht allein durch veränderte Umweltbedingungen zu begründen, wie die Wissenschaftlerin zeigen konnte. Ein Grund für die verstärkte Verwertung von kleineren Beutetieren war auch die wachsende Bevölkerung in Süd-Griechenland während des späten Eiszeitalters und in der frühen Nacheiszeit. Außerdem war die Nutzung der Höhle im Mittel- und frühen Jungpaläolithikum am intensivsten und nahm zum Ende des Jungpaläolithikums und in der Nacheiszeit ab.

Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 2. Februar, um 11.15 Uhr in den Fürstenzimmern auf Schloss Hohentübingen statt.

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