Tsunamis in der Vorgeschichte - DFG fördert Marburger Projekt in Griechenland

 

Schon vor Jahrtausenden überrollten sie Küstengebiete und zerstörten zum Teil ganze Siedlungsgebiete - Tsunamis. Für die Untersuchung so genannter Paläotsunamis bewilligte die Deutsche Forschungsgemeinschaft einem Team von Geomorphologen der Philipps-Universität Marburg nun 160.000 Euro.

Die Arbeitsgruppe um Dr. Andreas Vött und Professor Dr. Helmut Brückner wird sich insbesondere Tsunami-Ereignissen widmen, deren Einflüsse in Nordwestgriechenland zwischen der Insel Leukas und der Stadt Preveza auf dem gegenüberliegenden Festland nachzuweisen sind.

Dort konnten die Marburger Geographen im Sommer 2005 unter anderem dachziegelartig ineinander verkeilte Gesteinsblöcke mit einem Volumen bis zu 15 Kubikmeter einem großen Tsunami-Ereignis zuordnen, das sich um 1000 vor Christus ereignet haben dürfte. Einige Kilometer landeinwärts fanden sie zudem bis zu 500 Quadratmeter große Steinfelder. Die Steine stammen aus Felsformationen, die sonst ausschließlich an der Küste zum offenen Meer zu finden sind. "Die Tsunamis, von denen vermutlich mehrere stattgefunden haben", so Andreas Vött, "dürften das massive Material also bis zu vier Kilometer weit transportiert haben und wiesen Wellenhöhen von bis zu fünfzehn Metern auf."

Hauptziel des Projekts ist nun die Rekonstruktion von Ablauf, Ausmaß und Auswirkungen von Tsunami-Impakten im Küstengebiet von Leukas/Preveza. Dafür werden großflächige, Land- und Meeresgebiete umfassende Prospektionen durchgeführt, aber auch „mikroskopische“ Analysen an Sedimenten und Überresten von Pflanzen und Kleinstlebewesen. Selbst mit dem Fachbereich Medizin der Philipps-Universität besteht eine Kooperation: "Gemeinsam mit Marburger Radiologen", so Vött, "haben wir Sedimentkerne mit einem Computertomografen durchleuchtet und dabei unter anderem Sturm- und Tsunamischichten gefunden."

Da sich die Anzeichen mehren, dass durch die antiken Tsunami-Impakte auch Siedlungen um Leukas in Mitleidenschaft gezogen worden sind, werden sich auch Wissenschaftler aus den Bereichen Archäologie und Alter Geschichte beteiligen. Das Leukas-Tsunami-Projekt ist auf rund drei Jahre angelegt.

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