Teil der Stadtmauer und eines spätmittelalterlichen Hauses entdeckt
Geplant war eigentlich der moderne Umbau eines privaten Wohnhauses. Dass hier, in der Altstadt von Werl, auch ein Stück der historischen Stadtmauer bei den Bauarbeiten zum Vorschein kam, freute die Archäologen. Dabei blieb es nicht. »Zusätzlich hat die Erde während der Untersuchungen noch Überreste eines abgebrannten spätmittelalterlichen Gebäudes freigegeben«, schildert Ausgrabungsleiter Wolfram Essling-Wintzer von der LWL-Archäologie für Westfalen. Ein Fundensemble, das jetzt größere archäologische Einblicke in die Siedlungsgeschichte der Stadt möglich macht.
Bereits im Vorjahr konnten die LWL-Archäologen auf dem angrenzenden Grundstück den alten Stadtgraben untersuchen. »Dass jetzt in unmittelbarer Nähe ein Stück der Stadtmauer aufgedeckt werden konnte, ist besonders erfreulich«, so Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen. Die Außenstelle begleitet Baumaßnahmen, die auf denkmalgeschützten Flächen oder in Gebieten stattfinden, wo archäologische Funde aufgrund der historischen Gegebenheiten wahrscheinlich sind. Der neue Fund ermöglicht ein umfassendes Bild von der mittelalterlichen Befestigungsanlage in seiner Gesamtheit. Die Archäologen können die neuen Befunde einmessen und dokumentieren und mit dem bereits vorhandenen Wissen vergleichen. Dadurch sind neue archäologische Erkenntnisse möglich.
Besonders interessant wird die Frage sein, aus welcher Zeit das nun entdeckte Teilstück der Stadtmauer stammt. Denn die vermutlich im Jahr der Stadtwerdung 1218 erstmalig errichtete Stadtbefestigung hat viel erlebt: Immer wieder kam es zu Stadtbränden, Überfällen und kriegerischen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf die Mauer niedergerissen wurde. Die Werler mussten sie einige Mal neu aufbauen - in den Jahren 1254, 1288 und 1382.
Auch die Überreste des nur wenige Meter stadteinwärts der Stadtmauer entdeckten Hauses sind für die Archäologen interessant. Es handelt sich um ein abgebranntes spätmittelalterliches Haus. Die ehemaligen Fußböden liegen gut zwei Meter unterhalb der heutigen Geländeoberfläche. Das Haus wird den Archäologen im Zuge der weiteren Auswertungen dabei helfen, das mittelalterliche Parzellenraster an der Erbsälzerstraße zu rekonstruieren. Denn die ehemalige Grundstückseinteilung ist durch die moderne Überbauung nicht mehr zu erkennen.
Die archäologischen Untersuchungen werden nur noch wenige Tage vor Ort andauern. Danach werten die Archäologen die neu gewonnenen Ergebnisse über die Siedlungsgeschichte Werls an den Schreibtischen und in der Restaurierungswerkstatt sowie an den Computern aus.
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