Städtisches Flair im römischen ‚vicus’ - Ausgrabungen im ehemaligen Bonner Regierungsviertel

 

Etwa 50 Archäologen des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege graben seit rund drei Monaten auf dem Gelände des Internationalen Kongresszentrums der Bundesstadt Bonn. Zu Tage getreten sind, ganz wie die Fachleute erwarteten, die Überreste der römischen Zivilsiedlung von Bonn.

Zudem konnten vorgeschichtliche Besiedlungsspuren gesichert werden. Für eine Überraschung sorgte die Entdeckung mehrerer öffentlicher Gebäude: einer Therme, eines gallo-römischen Umgangstempels sowie einer monumental-repräsentativen Anlage, die noch Rätsel aufgibt. Vor allem die gut erhaltenen Reste des Badegebäudes beeindrucken die Archäologinnen und Archäologen – belegen sie doch das urbane Leben im vicus von Bonn.

„Zu Beginn der Grabung haben wir mit einer vicus-typischen Bebauung gerechnet, mit langgestreckten Fachwerkbauten und kleineren gewerblichen Einrichtungen. Vorgefunden haben wir nun monumentale Steinbauten, die auch jedem Germanen auf der anderen Rheinseite demonstrierten, welche zivilisatorische Kraft hinter römischer Urbanität steht", so Professor Dr. Jürgen Kunow, Leiter des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege.

Wesentlich charakteristischer für einen vicus sind die Überreste von mindestens acht sogenannten Streifenhäusern. Mit Ton gefüllte Gruben und Glasfluss zeigen, dass Töpfer und Glasbläser dort ihre Werkstätten hatten. Ein außergewöhnlich gut erhaltener Ziegelbrennofen zeugt von einem weiteren Handwerk in der Siedlung. Die bisherigen Ausgrabungen verdeutlichen den urbanen Charakter des vicus, der nach dem bisherigen Fundspektrum seinen Höhepunkt im zweiten und dritten Jahrhundert erlebte. Die Ausgrabungen werden noch bis Ende Oktober fortgesetzt, danach schließt sich eine sechsmonatige Auswertung der Grabungsergebnisse an, um die unerwarteten neuen Erkenntnisse sachgerecht aufzuarbeiten.

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