Staatliches Museum für Archäologie in Chemnitz eröffnet
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung Johanna Wanka und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich haben gestern das Staatliche Museum für Archäologie (smac) in Chemnitz eröffnet. An dem Festakt nahm auch die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Sabine von Schorlemer, teil. Das Museum präsentiert mit einem übergreifenden Konzept und einer innovativ inszenierten Dauerausstellung die Landesarchäologie und Kulturgeschichte Sachsens. In ihrer Rede ging Bundesforschungsministerin Wanka auf die Bedeutung des Museums ein: »Das Staatliche Museum für Archäologie ist ein echter Gewinn für Chemnitz und natürlich auch für Sachsen. Denn hier werden Forschung und wissenschaftliche Arbeit anschaulich und begreifbar. Museen brauchen Forschung als Nährboden. Deshalb fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung auch die Forschung an Museen. Zum einen fördern wir dauerhaft die sogenannten Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft. Zum anderen fördern wir temporäre Forschungsverbünde, in denen sich Museen mit anderen Forschungseinrichtungen zusammengetan haben. Ich freue mich, dass in der Vergangenheit auch schon einige sächsische Einrichtungen in unseren Ausschreibungen zur sammlungsbezogenen Forschung erfolgreich waren.«
Ministerpräsident Tillich dankte in seiner Rede allen Beteiligten für ihr Engagement und lobte die innovative Umsetzung: »Das Museum ist ein Augenöffner für die archäologische Geschichte unseres Freistaates. Es zeigt, was Sachsen, was unsere Heimat in der Vergangenheit ausmachte und wo unsere historischen und kulturellen Wurzeln liegen.« Außerdem betonte er den hohen Stellenwert der Museen im Freistaat: »Unsere Kulturlandschaft in Sachsen wird stark durch die Fülle der Museen geprägt. Das bringt deutlich zum Ausdruck: Kunst und Kultur sind uns viel wert. Die Stadt Chemnitz und unser Freistaat erhalten heute ein museales Juwel, das weit über die Grenzen Sachsens hinaus strahlen wird.«
Die Ausstellung
Mit über 6.000 Exponaten auf drei Etagen spannt das Museum einen zeitlichen Bogen von den ersten Jägern und Sammlern über die vorgeschichtlichen und mittelalterlichen Epochen bis zum Beginn der Industrialisierung. Das smac verbindet neueste Forschungen der Archäologie mit Erkenntnissen ihrer Nachbarwissenschaften. Die Ausstellungsinhalte entstanden in enger Kooperation mit dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V., dem Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie und dem Sächsischen Staatsarchiv. Der Großteil der Exponate stammt aus dem Archäologischen Archiv des Freistaats.
Eine lineare Bodengrafik sowie über 40 Meter lange Panoramen – zwei Landschaftspanoramen sowie eine Installation aus rund 1.300 archäologischen Alltagsobjekten – prägen die Raumbilder der Ausstellungsebenen. Vertikal werden die Ebenen mit zwei großen Inszenierungen verbunden: das schwebende, zeitdynamische Sachsenmodell im Zentrum der Ausstellung und der inszenierte Aufgangsbereich, der von einem 21 Meter hohen stratigrafischen Diorama begleitet wird.
Eröffnung am Jahrestag
Sitz des Museums ist das ehemalige Kaufhaus Schocken in Chemnitz, eine Ikone der Klassischen Moderne des weltberühmten Architekten Erich Mendelsohn. »Der 15. Mai wurde für die Eröffnungsfeier mit Bedacht gewählt«, so Museumsdirektorin Sabine Wolfram, »denn heute vor genau 84 Jahren fand die feierliche Eröffnung des Kaufhaus Schocken, in dem von Mendelsohn für den Schocken Konzern entworfenen Gebäude an der Brückenstraße statt.«
Das smac widmet drei weitere Ausstellungsbereiche dem Architekten Erich Mendelsohn, dem Warenhauskonzern sowie dem Konzernbegründer Salman Schocken. Unter den Ehrengästen der Eröffnungsfeier befanden sich auch mehrere Nachkommen Schockens, darunter seine Enkelin Racheli Edelman, Verlegerin des Schocken Publishing House.
Protestierende Archäologiestudenten
Am Rande der Museumseröffnung gab es aber auch Proteste: mit Transparenten und Handzetteln machten etwa 35 Archäologiestudenten auf die prekäre Lage der Archäologie an Sachsens Universitäten aufmerksam. Die Demonstranten protestierten gegen die geplante Schließung des Instituts für Klassische Archäologie in Leipzig (des einzigen in Sachsen) und die damit verbundenen Auswirkungen auf die anderen archäologischen Fächer der Universität. Die Universitätsleitung will mehrere Institute schließen, um Sparvorgaben der Landesregierung zu erfüllen. Bei der Eröffnung des smac in Chemnitz konnten die Studenten nun erstmals seit Bekanntwerden der Pläne im Januar mit Wissenschaftsministerin von Schorlemer über die Schließungspläne sprechen. Konkrete Ergebnisse brachte das Gespräch aber wohl nicht.
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