Spannende Erkenntnisse über römische Großvillen

Zum Thema "Die römischen Großvillen vom Axialtyp" veranstalten die Stiftung Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim, der Archäologiepark Römische Villa Borg und die Fachrichtung Vor- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Universität des Saarlandes ein internationales Kolloquium in der Römischen Villa Borg.

Unter einer "Villa" versteht man im heutigen Sprachgebrauch ein großes, luxuriöses Haus. Im Gegensatz dazu bezeichnet das lateinische Wort villa ursprünglich ein Landgut samt Wohnhaus und Wirtschaftsbauten (villa rustica). In Italien existierten solche Villen schon zur Zeit der Republik (ca. 510 - 27 v. Chr.). Als über Gallien und Germanien dann die römischen Kaiser herrschten (27 v. Chr. - 476 n. Chr.), wurde an Mosel, Saar und Rhein, wie in jeder römischen Provinz, die villa rustica der prägende Siedlungstyp im ländlichen Raum. Aber waren diese römischen Villen wirklich, wie es heißt, "ein Stück Italien in Deutschland"?

Über diese und weitere Fragen referieren und diskutieren beim Kolloquium vom 26. bis 28. März 2009 in Borg Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Von der Universität des Saarlandes nehmen Prof. Dr. Rudolf Echt (Vor- und Frühgeschichte, Vorderasiatische Archäologie), Prof. Dr. Jochen Kubiniok (Geographie) und Prof. Dr. Heinrich Schlange-Schöningen (Alte Geschichte) teil. Außer Vor- und Frühgeschichtlern, Geographen, Althistorikern und Provinzialrömischen Archäologen werden sich an der Diskussion auch Zoologen und Botaniker beteiligen.

Villen gab es in vielen Formen und Größen, bei der Tagung geht es um eine besondere Art der Villa. Nur in den Nordwestprovinzen des Römischen Reiches existierten Großvillen mit prächtig gestaltetem, luxuriös ausgestattetem Herrenhaus und einem längsaxialen, symmetrisch bebauten Wirtschaftshof von der Größe mehrerer Fußballfelder. Allein im Saarland sind mehrere solcher Anlagen nachgewiesen, allen voran in Borg und Reinheim. Für diesen Villentyp prägte der Provinzialrömische Archäologe Karl Heinz Lenz den Begriff "Axialhofvilla". Spannend daran ist: Für die Großvillen vom Axialtyp gibt es in Italien gar keine Vorbilder! Auf welcher Grundlage und aus welchem Grund sie gerade in unseren Gegenden entstanden sind, diskutieren die Wissenschaftler bei der Tagung.

Obwohl Ausgrabungen der letzten 20 Jahre viel Neues zum Thema "römische längsaxiale Villen" zutage gefördert haben, ist die Zahl der offenen Fragen nach wie vor groß. Vor allem die Ökonomiegebäude geben Rätsel auf: Welchen konkreten Zwecken haben sie gedient, welchen Platz hatte ein jedes in der Wirtschaftsstruktur des Villenbetriebes? Auch die Funktion der riesigen Hofflächen bleibt meist noch zu klären. Von den Beiträgen der Botaniker und Zoologen sind zudem tiefere Einsichten in die agrarische Komponente der Villenwirtschaft zu erwarten. Daneben wird die handwerkliche Produktion zu beachten sein, denn auch dafür haben die Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte überraschende Beweise geliefert.

Gefördert wird die Fachtagung von der Gerda Henkel Stiftung und dem saarländischen Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft. Auch Gäste sind willkommen - alle Heimatforscher, Geschichts- und Lateinlehrer, Studenten altertumswissenschaftlicher Fächer und alle Geschichtsfans haben so die Möglichkeit, mit internationalen Wissenschaftlern zusammen zu kommen. Die Tagungsgebühr beträgt für Gäste 10 Euro, für Schüler und Studenten 5 Euro pro Tag. Wegen des begrenzten Platzangebots wird um vorherige Anmeldung gebeten (per E-mail an: info(at)villa-borg.de).

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