Sonderforschungsbereich zu Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen geht in die zweite Runde
Sie untersuchen für den Zeitraum von 15.000 vor Christus bis zum Beginn unserer Zeitrechnung die großen Umbrüche – "Transformationen" – im Spannungsfeld von Mensch und Umwelt, die zu einer substanziellen, dauerhaften Neuordnung von gesellschaftlichen und ökologischen Interaktionsmustern führten. Die Forschung erstreckt sich auf gesellschaftliche Veränderungen beginnend bei Jägerinnen und Sammlern bis hin zu frühen Staatengebilden, vom paläolithischen Camp bis zur ägäischen Polis. Geografisch reicht sie vom Mittelmeer bis zur Arktis.
Der SFB 1266 ist einer von wenigen kulturwissenschaftlichen Sonderforschungsbereichen bundesweit und aktuell der einzige mit dieser thematischen Ausrichtung an der CAU. "Aus den bewilligten Mitteln können wir Ausgrabungen und Laboruntersuchungen und vor allem zahlreiche neue Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kiel und Schleswig finanzieren", freut sich der Sprecher des SFB, Archäologe Professor Johannes Müller.
"Der Schlüssel zum Erfolg unseres Projektes ist die Verbindung von kultur-, natur- und lebenswissenschaftlichen Methoden gepaart mit ausgeprägter Neugier und der Lust am interdisziplinären Forschen. In den letzten vier Jahren war es insbesondere die intensive Zusammenarbeit mit unseren in- und ausländischen Kooperationspartnern, die den SFB beflügelt hat", stellt Co-Sprecherin Professorin Wiebke Kirleis fest. "In den vier Jahren der ersten Förderperiode fanden gemeinsame Feldarbeiten in Dänemark, Deutschland, Italien, der Republik Moldau, Polen, Griechenland, Portugal, der Slowakei, der Ukraine und Ungarn statt. Dies kann jetzt fortgesetzt werden!"
Auch wenn sich die Forschung des SFB auf längst vergangene Zeiten bezieht, stoßen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler immer wieder auf Parallelen zur aktuellen Lebenswelt. Denn Krisensituationen sind regelhaft in die Menschheitsgeschichte eingeschrieben und im SFB 1266 wird Ursachenforschung betrieben. Welche Faktoren waren in prähistorischen und archaischen Gesellschaften maßgeblich, um gesellschaftlichen Wandel anzustoßen? Welche Wege aus der Krise verfolgten die Menschen in einer der wichtigsten Epochen der Menschheitsgeschichte, in der sich neue Lebensweisen etablierten, und die wachsende Bevölkerung sich in immer neuen Formationen zusammenschloss? "Bereits in der ersten Förderphase des SFB haben unsere Forschungen einige überraschende und zunächst unerwartete Ergebnisse hervorgebracht, die die Diskussion zur aktuellen Krisenbewältigung bereichern können", stellt Müller fest.
Mit der Bewilligung des Fortsetzungsantrags des SFB 1266 wird der CAU-Forschungsschwerpunkt "Gesellschaft, Umwelt, Kultur im Wandel" (SECC) weiter gestärkt. "Der Erfolg ist auch ein Beleg dafür, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit an der Universität Kiel inzwischen zu einem bundesweit anerkannten Markenzeichen geworden ist", so Müller. Insbesondere die enge Zusammenarbeit zwischen Geistes-, Lebens- und Naturwissenschaften im SFB 1266 zeige, wie viel Potenzial in interdisziplinären Forschungsansätzen steckt, fügt er hinzu.
Der SFB 1266 gliedert sich in 19 Teilprojekte. Jedes dieser Teilprojekte ist einem der vier übergreifenden Themenfelder zugeordnet: "Theorien und Modellierung", "Transformationen sozio-ökonomischer Einheiten", "Mensch-Umwelt-Komponenten des Wandels" und "Rahmenbedingungen in Zeit und Raum". Dazu kommt je eine Einheit für Verwaltung und Koordination, Datenmanagement und Öffentlichkeitsarbeit sowie für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Planungen für die nächsten vier Jahre umfassen Ausgrabungen und Feldarbeiten von Südskandinavien bis in die Ägäis, von Spanien bis in die Ukraine. Nach vier Jahren wird der SFB 1266 2024 erneut durch die DFG evaluiert und im Erfolgsfall noch einmal um weitere vier Jahre in eine abschließende dritte Phase verlängert.
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