Seltener Fund: eine hölzerne Leiter aus der Eisenzeit
Der hohe Grundwasserspiegel am Fundort sorgte dafür, dass der unterste, zirka 55 Zentimeter lange Rest der Ein-Holm-Leiter ungewöhnlich gut erhalten blieb. Derartige Leitern werden auch heute noch benutzt: Die Trittstangen ragen seitlich aus dem einzigen vierkantigen Holm heraus, der mit dem angespitzten Ende Halt im Boden findet. Bei ihrer Benutzung treten typische Abnutzungsspuren an Sprosse und Holm auf, die an der Bönener Leiter identifiziert werden konnten.
Erst unter den Werkzeugen der LWL-Restauratoren und aus wissenschaftlichen Vergleichen zeigte sich jetzt, dass im Bönener Boden eine kleine archäologische Sensation schlummerte. Dass sie etwas Besonderes vor Augen hatten, war Ausgrabungsleiter Dr. Hans-Peter Schletter von der Firma archaeologie.de und Dr. Eva Cichy von der LWL-Archäologie für Westfalen im ersten Augenblick klar, als sie das Holz der Leiter aus dem Boden ragen sahen. »Gut erhaltene hölzerne Funde sind in Siedlungsgrabungen nur sehr selten anzutreffen«, weiß Cichy aus Erfahrung. »Hier war also echtes Finderglück im Spiel.« Dabei hatte die eisenzeitliche Siedlung, denen die Archäologen auf der Spur waren, schon einige überraschende Funde und Befunde hinterlassen. Reste von Hofstellen, Brunnen und Gräbern konnten dokumentiert werden. Keramikscherben, Tierzähne und Knochenreste datierten die Experten in die späte Eisenzeit.
Eigentlich war es ein »Routineeingriff«, der die Archäologen im Gewerbegebiet »Inlogparc« auf dem Gelände der Gemeinde Bönen (Kreis Unna) erwartete. Eine archäologische Baubegleitung der LWL-Archäologen (Außenstelle Olpe) hatte im Dezember 2011 erste Hinweise auf einen ausgedehnten eisenzeitlichen Siedlungsplatz ergeben, der von der Fachfirma archaeologie.de 2012 ausgegraben wurde.
Felsbilder aus Norditalien belegen, dass solche Leitern spätestens ab der vorrömischen Eisenzeit zur gängigen Ausstattung eines Gebäudes gehören. Das Bönener Exemplar ist auch deshalb ein besonderes, weil es zu den wenigen gehört, das in allen Bestandteilen in einer Siedlung von so hohem Alter entdeckt wurde. Ein ähnlicher Fund ist lediglich aus einem österreichischen Bergwerk überliefert: Am Holm sind nur die Sprossenlöcher nachzuweisen, es fehlen die Trittsprossen.
Die Bönener Leiter ist von Dr. Ursula Tegtmeier im Labor für Archäobotanik an der Universität in Köln genauer untersucht worden. Die Ergebnisse zeigen, dass die ältesten Bönener den Holm aus leichterem Erlenholz gefertigt haben. Für die Sprossen haben sie dagegen das schwerere Eichenholz verwendet, das auch beim Bau eines Brunnenschachtes in der eisenzeitlichen Siedlung zum Einsatz kam. Die wissenschaftliche Publikation dieses bedeutenden Fundes wird durch den Grabungsleiter Hans-Peter Schletter erfolgen.
Es deutet also alles darauf hin: Eine der ältesten Leitern Europas kommt aus Bönen. Nach ihrer Restaurierung wird der Fund im LWL-Museum für Archäologie in Herne ausgestellt.
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