Schlüsselrolle der Kragsteintore belegt

 

RUB-Studie ergänzt Wissen um antike Architektur

Treppenförmiger Abschluss zeichnet Kragsteintore aus

 

Kragsteintore waren vom 6. bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. im griechischen Kulturraum vor allem als Stadt- und Festungstore weit verbreitet. Ein solches Tor zeichnet sich dadurch aus, dass am oberen Ende der Wandöffnung mehrere Steinlagen treppenartig in die Öffnung vorgebaut werden, bis sie schließlich in der Mitte zusammentreffen. Der vorspringende Teil der Kragsteine ist dabei meist behauen. Je nach Bearbeitung stellt sich der obere Teil des Tores als Rundbogen, Spitzbogen, Dreieck oder Trapez dar. Bei der Trapezform bildet ein längerer Steinbalken den oberen Abschluss.

 

Kostengünstige und sichere Bauweise

Die Kragsteinbauweise hatte gegenüber anderen Torformen viele Vorteile: Die benötigten Steine konnten wesentlich kleiner sein als solche, die die ganze Breite des Tores überspannen mussten. Kleinere Steine waren im Steinbruch leichter zu gewinnen und ließen sich mit geringerem Kraftaufwand vermauern, was die Baukosten senkte. Die Kragsteinbauweise stand der Torüberdeckung mit Steinbalken an Festigkeit nicht nach. Auch bei großen Haupttoren mit einer Breite von mehr als 2,5 Metern verkürzte man die Spannweite für den Monolithen durch Kragsteine. Selbst nachdem in der Mitte des 4. Jahrhunderts Keilsteinbögen begannen, die Kragsteintore allmählich abzulösen, bevorzugte man bei kleineren Toren und Pforten die kostengünstigere und ebenso standsichere Kragsteinbauweise, deren großer Vorteil gegenüber der Keilsteinbauweise war, dass kein Baugerüst notwendig war: Während Keilsteinbögen gestützt werden müssen, bis der letzte Stein eingesetzt ist, sind Kragsteintore schon während des Baus selbsttragend.

Bedeutung für die Erfindung des Gewölbes

Andreas Rathke konnte die Behauptung widerlegen, dass Kragsteintore mit Rundbogenstirn Keilsteinbogentore nachahmen. Kragsteintore gehen diesen sogar voraus und spielen vermutlich eine Rolle bei der Erfindung des Gewölbes. Neben der Chronologie der Kragsteintore gelang ihm auch eine Typologie. Ausgehend von den Grundformen der Tore lassen sie sich in regionale Gruppen einteilen, so kommen z. B. auf dem Peloponnes nur Tore mit Dreiecksstirn vor. Die Idee, seine Abschlussarbeit den Kragsteintoren zu widmen kam Andreas Rathke bei der Lektüre einer RUB-Dissertation vom Anfang der 80er Jahre. Deren umfassende Erforschung von Keilsteinbogentoren soll das neue Wissen über Kragsteintore ergänzen.

Quelle: Pressemitteilung Uni Bochum (idw)

Blog-Beiträge durchblättern
Mit unserem kostenlosen Newsletter können Sie sich regelmäßig alle aktuellen Infos von Archäologie Online bequem in Ihr Postfach senden lassen.
An diesen Artikeln haben wir zuletzt gearbeitet: