Schatzsucher im Visier der Ermittler
Im September 2018 bemerkten geschichtlich Interessierte auf einer Internetplattform eingestellte Gegenstände, bei welchen es sich augenscheinlich und auch nach der beigefügten Beschreibung um archäologische Bodenfunde handelte. Das markanteste Objekt war eine Art Tasse aus Bronze sowie weitere kleine Metall-Objekte. Nutzer der Plattform meldeten dies dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, welches Anzeige beim Landeskriminalamt erstattete. Nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt sind solche Funde von großem wissenschaftlichen Wert (in der Fundsituation) zu erhalten und der Denkmalschutzbehörde anzuzeigen. Sie unterlegen dem Schatzregal und werden somit bei der Entdeckung Eigentum des Landes.
Das Landeskriminalamt leitete strafrechtliche Ermittlungen wegen des Verdachts der Unterschlagung ein und regte eine Durchsuchung beim Anbieter der Gegenstände aus dem Saalekreis an. Am Morgen des 06.11.2018 stand die Polizei vor der Wohnungstür des Anbieters in Querfurt. Der 37-jährige Mann zeigte den Ermittlern unter anderem das gesuchte Gefäß, das neben zahlreichen weiteren kleinen Artefakten sichergestellt wurde.
Unter den Funden ragt vor allem eine buckelverzierte Bronzetasse vom sogenannten Typ Fuchsstadt hervor, der nach einem Fundort in Hessen benannt ist. Fuchsstadt-Tassen besitzen eine relativ weite Verbreitung, sodass sich ihr Herstellungszentrum nicht lokalisieren lässt. Das sichergestellte Exemplar ist in die späte Bronzezeit, in die Zeit des 11. Jahrhunderts v. Chr., zu datieren. In der Tasse lagen weitere Bronzefunde: drei Anhänger und zahlreiche Beschlagteile mit zum Teil anhaftenden organischen Resten. Diese müssen, wie die gesamten Funde, zunächst noch einer eingehenderen archäologischen und naturwissenschaftlichen Untersuchung unterzogen werden.
Ebenfalls in die späte Bronzezeit gehören ein Bronzearmring und das Fragment einer Sichel, die jedoch aus anderen Zusammenhängen stammen.
Daneben sind mehrere Dutzend Flintenkugeln und Geschossteile zu nennen, darunter auch moderne Munitionsteile; ferner Ringe, Bleiplomben, Manschettenknöpfe, zwei Mundstücke von Blechblasinstrumenten, ein Fingerhut und anderes mehr.
Unter den weit über hundert ebenfalls sichergestellten Münzen befinden sich Prägungen des Deutschen Reiches, der DDR und der Bundesrepublik. Zahlreiche Stücke müssen erst noch einer genaueren Bestimmung unterzogen werden.
Es sind jedoch insbesondere die bronzezeitlichen Gegenstände, die von großem kulturhistorischem Wert sind, da sie vielleicht Hinweise auf weiter reichende Beziehungen Mitteldeutschlands zu anderen Regionen in dieser Zeit erlauben werden.
Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen hat der Mann das Gefäß mit Hilfe eines Metalldetektors, höchstwahrscheinlich im Bereich des südlichen Saalekreises, geortet und ausgegraben. Die Funde wurden demnach illegal aus dem Boden geborgen, mitgenommen und so unterschlagen. Inzwischen befinden sich die Objekte beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle. Die Ermittlungen dauern an.
Die Kriminalisten arbeiteten in diesem Fall eng mit einem Wissenschaftler des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie zusammen, um den fachgerechten Umgang mit den antiken Gegenständen zu sichern. Der monetäre Wert der Objekte ist für die Wissenschaftler dabei nicht vorrangig. Die Zerstörung der Fundsituation im Erdreich und die Mitnahme der Gegenstände ist für sie der größte Schaden. Denn so bleibt oft unklar, wo genau die Funde gemacht wurden und der zur kulturhistorischen Einordnung äußert wichtige Kontext wird zerstört.
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