»Reallexikon der Germanischen Altertumskunde« nach 4 Jahrzehnten abgeschlossen
Zum Abschluss des Forschungsprojektes veranstaltet die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen vom 11. bis zum 13. September 2008 eine Internationale Tagung in der Paulinerkirche Göttingen unter dem Titel: "Altertumskunde - Altertumswissenschaft - Kulturwissenschaft: Erträge und Perspektiven nach 40 Jahren Reallexikon der Germanischen Altertumskunde."
Mit dem Forschungsprojekt ist ein Unternehmen des Anglisten und Naturwissenschaftlers Johannes Hoops aufgegriffen worden, der in den Jahren von 1911 bis 1919 eine erste Auflage des "Reallexikons der Germanischen Altertumskunde" in vier Bänden vorlegte. Es war von Beginn an ein vielbeachtetes Standardwerk, das zwei Forschungsgenerationen als Nachschlagwerk diente. Anfang der 1960er Jahre erkannte die Göttinger Akademie den Wert des Werkes und unterstützte die Planung für eine deutlich erweiterte Neuauflage. Im Laufe der Jahre haben neben den Herausgebern bis zu 40 Fachberater und 1443 Autorinnen und Autoren aus 27 Ländern an dem Lexikon gearbeitet. Die Bände sind im Durchschnitt 620 Seiten stark und bieten insgesamt 5124 Artikel mit 3376 Abbildungen und 952 Tafeln.
Interdisziplinär fasst die Enzyklopädie die Forschungsergebnisse einer Reihe von Wissenschaften zusammen, um ein möglichst lebensnahes Bild des germanischen Altertums entstehen zu lassen: Zu den bereits von Hoops geschickt verknüpften Fächern Archäologie, Geschichtswissenschaft und Philologie kommen weitere benachbarte Disziplinen hinzu, einschließlich der Naturwissenschaften, die nicht nur zu präzisen Datierungen verhelfen, sondern wesentliche Beiträge zur Kulturgeschichte bieten, wie beispielsweise Archäobiologie und Archäozoologie, Klimatologie oder Anthropologie.
Die in dem Werk berücksichtigte Zeitspanne reicht auf dem Kontinent von der Jungsteinzeit über die Bronzezeit bis zur Karolingerzeit und im Norden und Osten sowie in England bis zum Ende der Wikingerzeit. Außer Germanen und Römern werden die benachbarten Völkerschaften und Kulturen - wie die Kelten und die Slawen -behandelt, ebenso die gegenseitige kulturelle Beeinflussung von Germanen und Römern. Umfassend werden die Lebensverhältnisse vergangener Zeiten, technische und kulturelle Leistungen, gesellschaftliche und politische Organisationsformen sowie kultische und religiöse Bräuche beschrieben und in einen überregionalen Zusammenhang gestellt.
Das Reallexikon der Germanischen Altertumskunde ist in eine Reihe zu stellen mit dem Neuen Pauly, Enzyklopädie der Antike, erschienen von 1996 bis 2003, und dem Lexikon des Mittelalters, erschienen 1980 bis 1998. Es deckt thematisch Raum und Zeit zwischen diesen beiden Enzyklopädien ab.
Für die Archäologie ist Prof. Dr. Heiko Steuer (Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Universität Freiburg) der zuständige Herausgeber, für die Philologie Prof. Dr. Heinrich Beck, (Universität Bonn) und für die Geschichtswissenschaft Prof. Dr. Dieter Geuenich (Universität Duisburg-Essen), während die Redaktion in den Händen von Frau Prof. Dr. Rosemarie Müller in der Arbeitsstelle bei der Göttinger Akademie lag.
Für zahlreiche Themen, die im Lexikon nicht ausreichend behandelt werden konnten, wurde eine eigene Reihe gegründet, die "Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde", in der seit 1986 mehr als 60 Bände erschienen sind, ebenfalls im Verlag Walter de Gruyter. Lange Jahre, von 1971 bis 1991, wurde die Arbeit am Lexikon durch die Akademiekommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas geführt, und die Texte vor allem zu seinerzeit noch nicht aufgearbeiteten Stichwörtern wurden durch spezielle Symposien vorbereitet, von Themen wie "Wort und Begriff ,Bauer' ", "Dorf der Eisenzeit" über "Handwerk" oder "Handel und Verkehr" bis zu "Haus und Hof in vor- und frühgeschichtlicher Zeit". Die Ergebnisse dieser Tagungen wurden in 17 Bänden als Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen vorgelegt.
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