Petition gegen Schließung des Instituts für Klassische Archäologie in Leipzig
Die Schließung des Instituts für Klassische Archäologie würde nicht nur den Verlust eines der traditionsreichsten archäologischen Institute Deutschlands und eine Beschneidung der wissenschaftliche Vielfalt in Sachsen bedeuten, sondern hätte voraussichtlich auch einschneidende Folgen für andere Fachrichtungen. So wäre der Studiengang »Archäologie der Alten Welt« wohl kaum ohne die Beteiligung der Klassischen Archäologie aufrecht zu erhalten, wie der Fachschaftsrat Archäologie am 29.1. mitteilte.
Gerade vor dem Hintergrund, dass die Universität Leipzig und der genannte Studiengang bei Studienanfängern beliebter denn je ist, muss sich die sächsische Landesregierung die Frage gefallen lassen, warum sie unverändert an den Sparbeschlüssen festhalten will, obwohl sich die Prognosen, auf denen die im Hochschulentwicklungsplan vorgesehenen Kürzungen basieren, zwischenzeitlich als nicht zutreffend herausgestellt haben. So legte denn auch Holger Mann, Sprecher für Hochschule und Wissenschaft der SPD-Fraktion bei der Debatte zu diesem Thema am 29. Januar dar, dass vier Jahre nachdem die Sparbeschlüsse gefasst wurden, »die Studierendenzahlen auf Rekordniveau sind und die Mittelzuweisungen des Bundes aus dem Hochschulpakt sich von 7 Millionen in 2010 auf nunmehr 84 Millionen mehr als verzehnfacht haben.«
Eine Frage der Prioriäten und der Weg des geringsten Widerstands
Der »Sächsische Hochschulentwicklungsplan bis 2020« betont die wichtige Rolle der Geisteswissenschaften, zu denen bekanntermaßen auch die Klassische Archäologie zählt:
[...] Die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften können im Jahr 2020 auf eine breite gesellschaftliche Anerkennung bauen, die ihrer wissenschaftlichen Bedeutung und ihrer Fähigkeit entspricht, zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beizutragen. Sie stellen nach wie vor den größten Anteil an allen Studierenden in Sachsen. Die auf technische Innovation ausgerichtete Wissensgesellschaft ist stets auf ethische Reflexion angewiesen, die nicht alleine aus den Natur- und Technikwissenschaften heraus erwartet werden kann. Hier haben die Geisteswissenschaften eine starke Rolle. [...] Die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften tragen dazu bei, dass der technische Fortschritt von der Gesellschaft verstanden und reflektiert wird, so dass er von weiten Teilen der Bevölkerung mitgetragen und legitimiert wird. [...]
Ausschnitt aus dem Kapitel »Vision einer Wissensgesellschaft Sachsen 2020«
»Der Sächsische Hochschulentwicklungsplan bis 2020« (2011, S. 19)
Dieser Vision einer Wissensgesellschaft kommt man mit der Schließung ganzer Institute allerdings nicht näher. Auch wenn die Landesregierung nicht müde wird, die Autonomie der Hochschulen zu betonen und damit den Schwarzen Peter wieder zum Rektorat der Uni Leipzig zurück spielt, sind letztlich doch ihre Sparvorgaben die sprichwörtliche Pistole auf der Brust derjenigen, die diese Vorgaben umsetzen müssen. Wenn betriebsbedingte Kündigungen nicht in Frage kommen, bleibt schließlich nur noch die Möglichkeit, Stellen altersbedingt ausscheidender Mitarbeiter nicht wieder neu zu besetzen. Eine strategische Planung ist damit nicht möglich - gespart wird also nach dem Zufallsprinzip.
»Die Einschnitte tun uns weh. Sie sind gravierend, sie werden künftig noch tiefer gehen - und man kann hier nicht ernsthaft von autonomen Entscheidungen unsererseits sprechen«, erklärte Matthias Schwarz, Prorektor für Forschung und Nachwuchsförderung der Universität Leipzig. Bei der Entscheidung, welche Bereiche den Sparvorgaben geopfert werden sollen, spielte aber anscheinend auch der zu erwartende Widerstand eine Rolle. Dies legt jedenfalls die Begründung des Rektorats nahe, warum es gerade die Klassische Archäologie trifft: Es handle sich schließlich um ein »kleines Institut«.
Zur Amputation ganzer Fachrichtungen sieht das Rektorat offenbar keine Alternativen. Ein Gespräch zwischen der Leitung des Instituts für Klassische Archäologie, dem Dekan der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Orientwissenschaften und dem Rektorat am heutigen Donnerstag verlief jedenfalls ergebnislos.
Die Studierenden wollen in ihrem Widerstand gegen die Schließung des einzigen Instituts für Klassische Archäologie in Sachsen und die bedrohte Zukunft des Studiengangs »Archäologie der Alten Welt« nicht nachlassen. Anläßlich des Festaktes 250. Geburtstags der Hochschulen für Grafik und Buchkunst und für Bildende Künste am 5. Februar, an dem auch Ministerpräsident Tillich (CDU) teilnahm, hatten sie bereits mit Transparenten, Flyern und Megaphon ihren Unmut kundgetan. Am gestrigen Mittwoch hatte der Student_innenRat (StuRa) der Uni mobil gemacht und zu einer Fahrraddemonstration durch die Leipziger Innenstadt aufgerufen, an der etwa 100 Studierende teilnahmen.
Weitere Protestaktionen sind in Planung, etwa in Form einer Podiumsdiskussion während der Buchmesse am 13. März und Aktionen bei der Eröffnung des »Hauses der Archäologie« in Chemnitz am 16. Mai. Bis dahin hoffen die Leipziger Archäologen und der Deutsche Archäologen-Verband auf zahlreiche Unterstützer für die Petition.
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