»Palmyra-GIS« - Digitaler Kulturerhalt in Syrien

Ein Forschungsteam des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) entwickelt die webbasierte Anwendung »Palmyra-GIS«

Mit der Anwendung und dem dazugehörigen 3D-Druck des Geländemodells der syrischen antiken Ruinenstadt Palmyra möchten die Forschenden zum Schutz des durch den syrischen Krieg gefährdeten Weltkulturerbes beitragen.

Screenshot: Palmyra-GIS
Palmyra‐GIS Anwendung mit verschiedenen GIS‐Ebenen (links). Satellitenaufnahme des Bel-Heiligtums mit dazugehörigen Verknüpfungspunkten zur Bilddatenbank (Foto: DAI).

Auf Basis eines geographischen Informationssystems (GIS) erstellten Dr. Benjamin Ducke und sein Team die Anwendung »Palmyra-GIS«. Es kombiniert kartographische Werkzeuge mit einer flexiblen Datenbank. Nutzer haben nun Gelegenheit über eine webbasierte Benutzeroberfläche auf die Daten zuzugreifen. In den letzten Jahren trugen Forschende unter anderem große Mengen von Fotos, Karten und Luftbilder zusammen. Forschende des DAI digitalisierten analoge Datensätze oder erstellten neue digitale Daten, die nun erstmals zugänglich sind. Kartengrundlage von »Palmyra-GIS« ist eine erweiterte digitale Version der Karte »Topographia Palmyrena«, die Klaus Schnädelbach (TU München) 2010 in Zusammenarbeit mit der Außenstelle Damaskus des DAI publizierte. Die gesammelten Daten sind nun mit dieser digitalen Version der Karte verknüpft und bilden eine einmalige und umfassende Sammlung detaillierter geographischer Daten zu Palmyra.

Die webbasierte Anwendung »Palmyra GIS«

Dank verschiedener Benutzeroberflächen kann es von Fachleuten und fachfremden Personen genutzt werden. NutzerInnen können durch Verlinkungen auf der digitalen Karte auf Fotos, Pläne und Textinformationen aus der großen Sammlung des DAI zugreifen. Alle wichtigen Monumente sind mit der DAI Online-Datenbank auf verbunden.

Einer der eindrucksvollsten Aspekte von »Palmyra-GIS« ist eine Sammlung historischer Luftbildaufnahmen, die das Institute francais du Proche-Orient bereitstellte. Durch den Vergleich mit Satellitenbildern wird die bemerkenswerte Entwicklung des Ortes deutlich. Die Daten sind auch über den Online-GIS-Service des DAI zugänglich. Er ermöglicht das unkomplizierte Hochladen, Bearbeiten und Teilen von Geodaten. NutzerInnen können außerdem komplette digitale Karten online erzeugen. 

3D-Druck des Geländemodells

Der 3D-Druck der Geländeoberfläche Palmyras ist eines der Produkte, die basierend auf den Daten von »Palmyra-GIS« entstanden. Der Druck dient als Projektionsfläche für die Daten von »Palmyra-GIS«. Verschiedene Datensätze können so auf dem detaillierten topographischen Modell Palmyras veranschaulicht werden.

Digitaler Kulturerhalt für die Zukunft

Die Anwendung dient als Grundlage für die Schadenserfassung, Planung von Rekonstruktionen und das Monitoring. Es ist Ausgangspunkt für weitere internationale Zusammenarbeit, um das UNESCO-Welterbe Palmyra zu schützen und zu erhalten sowie Vermittlungsarbeit zu leisten.

Zahlreiche Personen und Einrichtungen, wie Prof. Andreas Schmidt-Colinet, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und Institute francais du Proche-Orient, ermöglichten »Palmyra-GIS« indem sie großzügig ihre Daten mit dem DAI teilten. Das Auswärtige Amt finanzierte »Palmyra-GIS« im Rahmen von »Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise« durch das Auswärtige Amt finanziert.

Projektion von Palmyra auf 3D-Druck
Projektion des »Palmyra‐GIS« auf dem ausgedruckten Geländemodell von Palmyra (Foto: Eva Götting, DAI).
Arbeit am Palmyra-GIS
Dr. Benjamin Ducke (r.), Abdulsalam Almidani (m.) und Wassim Alrez (l.) arbeiten am Deutschen Archäologischen Institut in Berlin an »Palmyra‐GIS« (Foto: Eva Götting, DAI).
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