Neues zu Ötzi aus der Sicht der Archäologie
Noch 18 Jahre nach seinem Fund beschäftigen sich Medizin, Natur- und Geisteswissenschaft mit dem Schicksal des Mannes aus der Kupferzeit. Die im Verlag des RGZM in Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologien der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck erschienene umfassende Publikation zur Kleidung und Ausrüstung des Ötzi, der Gletschermumie aus den Ötztaler Alpen, birgt wichtige neue und vertiefende Forschungsergebnisse.
Vor 5.300 Jahren kam der Mann aus der Kupferzeit gewaltsam zu Tode; 1991 wurde seine mumifizierte Leiche in den Ötztaler Alpen entdeckt und geborgen. Selten gelang es, eine derart große Forschergemeinschaft weltweit zu bündeln, um einen Fundkomplex zu ergründen. Seitdem kommen im Zusammenhang mit dem Fund der Gletschermumie immer wieder neue Forschungsergebnisse zu Tage.
Die Mumie aus den Ötztaler Alpen ist damit einer der spektakulärsten Funde der europäischen Archäologie. Seine Ausrüstungsgegenstände wurden 1991 - 1996 in den Restaurierungswerkstätten des RGZM restauriert und wissenschaftlich bearbeitet. Von der Kappe bis zu den Schuhsohlen, inklusive der Ausrüstung des Mannes im Eis - die einzelnen Fundstücke werden in der nun vorliegenden Publikation von Prof. Dr. Markus Egg und Prof. Dr. Konrad Spindler (†) detailliert präsentiert und bieten eine überaus wichtige Ergänzung zu den bisher getroffenen archäologischen Aussagen. Zahlreiche Fotos wie auch maßstabsgetreue Zeichnungen der Kleidungsstücke geben einen Einblick in die aus vielfältigen Materialien hergestellten Gegenstände der kupferzeitlichen Alltagswelt.
Prof. Dr. Markus Egg ist Direktor der Abteilung Vorgeschichte und Leiter der Restaurierungswerkstätten und Laboratorien des RGZM. Er und sein Team waren für die Rekonstruktion der Kleidung und des Gepäcks des Gletschermannes verantwortlich. Als Prof. Dr. Konrad Spindler von der Universität Innsbruck vor drei Jahren starb, hinterließ er Egg die Aufgabe, die umfassende Publikation über die Gletschermumie heraus zu bringen. Als Inhaber des Lehrstuhls für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Innsbruck leitete Spindler die archäologischen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen der kupferzeitlichen Mumie. Von besonderer Bedeutung waren außerdem die Ergebnisse der Botaniker vom Institut für Botanik der Universität Innsbruck unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Oeggl.
Die nun vorliegende Publikation gibt neue und vertiefende Erkenntnisse bei der Beschreibung, Analyse und Einordnung der Ausrüstung und Kleidung der Gletschermumie. Beispielsweise hatte "Ötzi" seinen Bogen schon vor seinem Tod verloren, seine Pfeile sind verloren, kaputt, oder nur im Rohzustand. Außerdem wurde ihm mindestens 24 Stunden vor seinem Tod eine Handverletzung zugefügt; all diese Einzelheiten konnte Egg nun schlüssig zu einer Theorie verbinden: "Ötzi war das Opfer einer längeren Verfolgungsjagd."
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