Naturwissenschaftliche Forschung bestätigt kunstwissenschaftliche Bildanalyse
Eines der bekanntesten Ausstellungsobjekte ist das Relief „Spaziergang im Garten“, um 1330 v. Chr., das an zentraler Stelle im Neuen Museum, Museumsinsel Berlin präsentiert wird. Das bunt bemalte Kalksteinrelief zeigt das Königspaar Tutanchamun und Anches- en-Amun, eine der Töchter Nofretetes und Echnatons. Eine erstmals 1980 von Dietrich Wildung (Ägyptisches Museum) veröffentlichte kunstwissenschaftliche Analyse des Bildes wies auf ein Krankheitsbild von Tutanchamun hin, das nun durch die am Mittwoch publizierte DNA-Analyse der Mumie bestätigt wird. Besondere Beachtung fand dabei die Haltung des Königs auf dem Relief. Er stützt sich auf einen Stock und hat ein Bein kraftlos untergeschlagen – ein Hinweis auf eine Beinverletzung.
Die DNA-Analyse der Mumie macht nun deutlich, dass Tutanchamun extrem geschwächt und wegen einer Deformation des linken Fußes gehbehindert war. Alles weist darauf hin, dass er Schmerzen hatte und am Stock ging. Das Berliner Relief „Spaziergang im Garten“ ist die authentische zeitgenössische Darstellung dieses Befundes. Der ägyptische Künstler hat das Krankheitsbild jedoch diskret und ästhetisch so ansprechend dargestellt, dass der schockierende Bildinhalt nicht sofort ins Auge springt.
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Archäologe, sagt dazu: „Dieser Fall macht wieder einmal deutlich, in welch idealer Weise die Methoden der Geistes- und der Naturwissenschaft ineinander greifen. Für Archäologen, Kunstwissenschaftler und Historiker wird die Zusammenarbeit mit naturwissenschaftlichen Experten immer fruchtbarer. Dies lässt noch viele spannende Ergebnisse erwarten.“
Die Frage der Identität der Mumien aus den Gräbern 55 und 35 im Tal der Könige bleibt weiterhin offen. Sie sind durch die DNA-Analyse als Tutanchamuns Eltern und als Geschwister nachgewiesen. Für eine nicht auszuschließende Gleichsetzung mit Echnaton und Nofretete fehlen jedoch eindeutige Beweise. Die DNA-Analyse bildet für die Historiker eine Herausforderung, den Fragenkomplex der Eltern des Tutanchamun unter Berücksichtigung der aktuellen Forschungsergebnisse neu zu behandeln.
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