Münzversteck datiert Ende des Stadtzentrums von Ephesos
Trotz der schwierigen Bedingungen, mit denen die österreichischen Archäologen in Ephesos in diesem Jahr zu kämpfen hatten, gelangen auch herausragende Entdeckungen. Hortfunde sind in Ephesos selten. Obwohl die Stadt Ephesos an der Westküste der heutigen Türkei eine der größten Städte der Antike war, konnte das ÖAI, das seit mehr als 120 Jahren die Grabung Ephesos leitet, bisher nur einige wenige Hortfunde bergen. Ein Hortfund oder Münzhort bezeichnet mehrere gleichzeitig niedergelegte, vergrabene oder versenkte Münzen, die in den meisten Fällen wohl als Schutz vor fremdem Zugriff versteckt wurden. Ein solches Versteck entdeckten die österreichischen Archäologen in diesem Jahr während der Ausgrabungen auf der Oberen Agora, dem städtischen Zentrum von Ephesos. Die Münzen wurden vermutlich in einem nicht mehr erhaltenen Beutel aus organischem Material deponiert. Geborgen wurden 160 Münzen, die in einem schmalen Mauerspalt der Säulenhalle (Stoa) des Platzes versteckt waren.
Für die Forschung ist dieser Schatzfund ein besonderer Glücksfall, weil dadurch die viel diskutierte Frage beantwortet werden kann, zu welchem Zeitpunkt die Obere Agora ihre Funktion verloren hat. Archäologin und Grabungsleiterin von Ephesos Sabine Ladstätter sagte dazu: "Die gefundenen Münzen datieren das Ende kaiserzeitlichen Verwaltungszentrums der Stadt, das von prächtigen Bauten mit politischer und religiöser Funktion geprägt war. Der Beutel kann nur von oben in der Spalte versteckt worden sein, was bedeutet, dass die Säulenhalle zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend abgetragen war. Wir können daher davon ausgehen, dass die obere Agora bereits um 520 n. Chr. bereits in Ruinen stand und die ehemals repräsentativen Gebäude als Quelle für Baumaterial dienten. Das Stadtzentrum hatte dagegen in die Hafengegend verlagert, wo sich auch Bauteile der oberen Agora wiederfinden."
Auch die Münzen selbst geben wertvolle Informationen über das Leben in der antiken Stadt preis. Dr. Nikolaus Schindel, Numismatiker an der ÖAW befasst sich mit der Analyse der Münzen: "Die Zusammensetzung des Hortfundes belegt letztendlich intensive Handelsbeziehungen von Ephesos mit Nordafrika auch nach der vandalischen Eroberung. Nur so ist erklärbar, dass Münzen mit Porträts der Könige Thrasamund und Hildirich neben jenen der byzantinischen Kaiser Anastasius und Zeno zirkulierten."
Die Ausgrabungen wurden im Rahmen eines Projekts der Universität Regensburg unter der Leitung von Dirk Steuernagel durchgeführt, das in Kooperation mit dem ÖAI erfolgt. Ziel dieses Projekts, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird, ist es die Geschichte und Funktion der Oberen Agora zu erforschen.
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