Mittelalterliche Fundamente auf dem Acker

Auf einem Acker in Erwitte (Kreis Soest) kamen beim Pflügen Bruchsteine zutage, die einem ehrenamtlichen Heimatforscher eine Meldung an den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) wert schien. Und tatsächlich: Eine kleine, aber erkenntnisreiche Ausgrabung deutet nun auf ein mittelalterliches Gebäude hin, das aufgrund seiner Bauweise mit dem Adel oder der Kirche in Verbindung stehen könnte.

Das Drohnenfoto zeigt den örtlichen Grabungsleiter Fabian Geldsetzer bei der Anfertigung von Fotos für ein 3D-Modell mit dem Structure From Motion-Verfahren
Die Dokumentation der Dokumentation: Das Drohnenfoto zeigt den örtlichen Grabungsleiter Fabian Geldsetzer bei der Anfertigung von Fotos für ein 3D-Modell mit dem Structure From Motion-Verfahren, nachdem alle Fundamente in dem kleinen Grabungsschnitt freigelegt worden sind. (Foto: LWL-AfW/F. Gumboldt)

"Der Heimatforscher meldete uns eine auffällig hohe Konzentration von Kalkmergelgestein, das nach dem Pflügen des Ackers zutage kam", berichtet Archäologin Dr. Eva Cichy von der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen. Da den Archäologinnen und Archäologen diese Stelle bereits als mittelalterliche Wüstung bekannt war, schauten die Fachleute mit Unterstützung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und studentischen Hilfskräften mittels Baggereinsatz auf einer kleinen Fläche in den Ackerboden. Der Landwirt stimmte der Maßnahme zu, die klären sollte, ob natürliches Gestein oder wohl doch ein archäologisches Bodendenkmal seinem Pflug im Weg war.

"Oberflächenfunde deuten darauf hin, dass der Ort aber schon viel länger von Menschen bewohnt wurde. Besonders attraktiv machten ihn zwei nahe verlaufende Bäche und der fruchtbare Lößboden.", erläutert Cichy. Außerdem verlaufe der Hellweg, der bedeutendste Fernhandelstrasse Westfalens, in unmittelbarer Nähe.

Nachdem der Bagger angerückt war, bestätigte sich schnell: "In der nur 150 Quadratmeter großen Fläche kamen Gebäudereste in Form von mehreren Fundamentzügen aus Bruchstein zum Vorschein", erklärt Cichy. Auch hier helfen Keramikscherben bei der zeitlichen Einordnung, und zwar in das frühe bis hohe Mittelalter (zirka 8. bis 14. Jahrhundert). Da die Fundamente sich teilweise überschneiden, gehen die Archäologinnen und Archäologen davon aus, dass der Standort länger genutzt wurde, denn offenbar war das Gebäude aus- und umgebaut worden. Keramikscherben, die in Pfostengruben zwischen und unter den steinernen Fundamenten entdeckt wurden, lassen auf eine Besiedlung schon seit der römischen Kaiserzeit (ab Christi Geburt bis zum 5. Jahrhundert) schließen.

"Besonders spannend ist der Befund vor dem Hintergrund, dass wir steinerne Gebäude im ländlichen Raum aus dieser Zeit entweder mit dem Adel oder dem Klerus in Verbindung bringen", führt Eva Cichy aus. Eine Funktion konnten die Fachleute dem Steinbau inmitten des Ackers aufgrund der kleinen Grabungsfläche noch nicht zuweisen.

Zeichnerische Dokumentation einer der Pfostengruben zwischen den Mauern
Zeichnerische Dokumentation einer der Pfostengruben zwischen den Mauern. (Foto: LWL-AfW/F. Geldsetzer)
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