Meterdicke Mauern und 2000 Jahre alte Nägel erzählen Geschichte
„Eine erneute Luftbildaufnahme kann in Kombination mit der Vermessungsaufnahme entzerrt werden“, erklärt Massimo Kimelmann, Leiter der Außenstelle Eichstätt des Vermessungsamtes Ingolstadt, das in Walting kostenlos Amtshilfe leistete. Und: Eine Wiederausgrabung sei dann mit Hilfe von GPS-Technologie völlig unproblematisch. Das ist vor allem wichtig, da noch nicht völlig klar ist, wie es mit der Waltinger Ausgrabung weitergehen wird – zur Zeit laufen die Verhandlungen mit dem Grundstückseigentümer. Archäologe und Grabungsleiter Michael Jandejsek hofft jedenfalls, die nächsten Jahre am Waltinger Gutshof weiterarbeiten zu können. In fünf Tagen haben Jandejsek und seine Helfer ein Nebengebäude des Gutshofes „angeschnitten“, wie es im Archäologenjargon heißt, und die Nordwestecke aufgedeckt.
Die unterste Fundamentlage des Gebäudes konnte erfasst werden – allerdings sind die durchschnittlich meterdicken Mauern durch die landschaftliche Nutzung des Geländes und die natürliche Erosion weitgehend abgetragen. „Ohne die Grabung der Limes-Akademie wären die Überreste des Gutshofes innerhalb der nächsten fünf Jahre zerstört gewesen“, erklärt Jandejsek. Das untersuchte Nebengebäude hatte eine Länge von 25 bis 30 Metern und war etwa 15 Meter breit. Innerhalb der Mauern fanden sich Reste von Mauerversturz, Dachziegel und gut erhaltene Nägel, von denen einige im rechten Winkel umgebogen sind. Der Grabungsleiter erläutert: „So verraten sie uns indirekt die Stärke des Holzes, durch das sie geschlagen wurden – das muss eine Balkenstärke von 7 cm, bei anderen 10 cm gewesen sein, eventuell von der Dachkonstruktion.“ Trotz des wenigen Fundmaterials kann der Archäologe also bereits einige Aussagen treffen – allerdings nur über Bauweise und Baumaterial des Nebengebäudes. „Das verrät aber leider noch nichts über seine Funktion, da fehlt noch Fundmaterial. Und das müssen zukünftige Untersuchungen zu Tage bringen.“
Auch die Grabungsteilnehmer hoffen, dass es mit der Limes-Akademie Naturpark Altmühltal weitergeht. Ingrid Schermer beispielsweise. Sie ist aus Rosenheim angereist und war das erste Mal bei einer archäologischen Grabung dabei: „So eine Möglichkeit bekommt man ja nicht oft. Hier hat wirklich alles gestimmt: Man hat viel gelernt, der Archäologe hat jede unserer Fragen geduldig beantwortet.“ Wie gut es den Hobbyarchäologen gefallen hat, sehe man auch daran, dass „eigentlich nie, wie vorgesehen, um 16 Uhr mit der Grabung Schluss war – gestern Abend haben wir bis sieben gearbeitet“, schmunzelt Ingrid Schermer. Das touristische Rahmenprogramm mit Vorträgen, Museumsführungen und gemeinsamen Aktionen wie römisches Kochen und Besichtigungen sei sehr gut organisiert gewesen: „Da sieht man erst, was es hier im Naturpark Altmühltal alles gibt an Geschichte und Kunstwerken. Diese Woche war ganz sicher ein Anstoß für mich, auch privat noch einmal herzukommen.“ Das freut auch Christoph Würflein, Geschäftsführer des Naturpark Altmühltal. „Wir sind mit diesem Projekt auf großes, auch überregionales Interesse gestoßen, das auch viel Aufmerksamkeit auf das kulturtouristische Angebot im Naturpark Altmühltal gelenkt hat.“ Auch er wünscht sich, dass die Limes-Akademie wie geplant im Mai 2008 in die nächste Runde gehen kann. Würflein betont: „Die Teilnehmer leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Erforschung eines bedrohten römischen Bodendenkmals, für das ansonsten keine finanziellen Mittel zu Verfügung stehen würden.“
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