Lehrgrabung auf dem Paderborner Domplatz
Neben der Neugestaltung des Domplatzes durch die Stadt Paderborn haben auch Baumaßnahmen des Erzbistums begonnen. Zwischen der Heiersstraße und dem Domplatz soll ein neues Verwaltungsgebäude entstehen. Da die Domkrypta durch Feuchtigkeit Schaden nimmt, war eine Sanierung der Fundamente im Osten des Domes geplant. Beide Baumaßnahmen lagen innerhalb des Bodendenkmals der Paderborner Domburg, so dass die LWL-Archäologen der Stadtarchäologie Paderborn zu archäologischen Untersuchungen gerufen wurde. Drei Wochen lang unterstützten zehn Studierende der Universität Münster die Forscher bei ihren Untersuchungen. Denn die Lehrgrabung steht als Lehrveranstaltung auf dem Semesterplan der Universität Münster. Ein Angebot für angehende Archäologen, haben sie hier doch die Chance, unter Anleitung Grabungsmethoden und -prozesse zu erlernen und die wichtigen Techniken wie das Freilegen, Fotografieren, zeichnerisches Dokumentieren oder das Einmessen von Funden anzuwenden.
Die Sanierungsmaßnahmen an der Domkrypta gaben Einblicke in die frühere Geschichte der Paderborner Domkirchen. Östlich des Domes kamen unter der modernen Pflasterung zunächst Schichten zu Tage, die schon auf frühere Versuche hindeuten, das Eindringen der Feuchtigkeit in das Gotteshaus zu verhindern. Schließlich stießen die Archäologen auf die Fundamentsteine des heutigen Domes aus dem 13. Jahrhundert.
"Besonders interessant war, dass die Fundamentgrube mehrere Gräber durchschnitt, deren Särge aus Steinplatten bestehen", erläutert Stadtarchäologin Dr. Sveva Gai. Die Toten wurden streng nach den kirchlichen Vorschriften mit dem Kopf im Westen und dem Blick nach Osten bestattet. Die Gräber gehören zu einem Friedhof, der zuvor an dieser Stelle existiert hat und an anderen Stellen anhand der sogenannten Plattengräber in die Zeit zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert eingeordnet werden konnte.
Der große Domfriedhof in Paderborn existierte bereits seit der Karolingerzeit bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, wie zahlreiche archäologische Funde in der Vergangenheit belegten. Die Gräber sollen nun nicht durch die Fundsanierung zerstört werden, sondern werden dokumentiert und verbleiben anschließend in der Erde. "Zur Fundamentsanierung wird eine andere Lösung gefunden werden", betont Prälat Thomas Dornseifer vom Paderborner Metropolitankapitel.
Eine weitere Baumaßnahme ist auf mehreren Garten- und Hofgrundstücken im Osten des Domplatzes geplant. Hier haben die LWL-Archäologen zusammen mit den Studierenden Voruntersuchungen durchgeführt. Vermutet wurden an dieser Stelle Zeugnisse der bereits unter Karl dem Großen Ende des 8. Jahrhunderts errichteten und von Bischof Meinwerk im 11. Jahrhundert erneuerten Domburg. Anstelle der Domburgmauer kamen jedoch bislang unbekannte Spuren der Vergangenheit zum Vorschein. Die entdeckten Mauerstrukturen stammen aus einer spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Bebauung außerhalb der Domburgmauer, sie liegen in der Verfüllung des ehemaligen Befestigungsgrabens. Dieses Areal wurde offenbar, nachdem die Domburgmauer im Spätmittelalter keine Befestigungsfunktion hatte, überbaut. "Ein Vorgang, den wir auch an anderen Stellen in Paderborn erkennen konnten", erläutert Dr. Martin Kroker, Leiter des Museums in der Kaiserpfalz. Zu den Gebäuden zählen auch ein gewölbter Keller, der in der Neuzeit umgebaut und später als Abortgrube benutzt wurde, und weitere Reste von Bauwerken, die aktuell noch nicht zeitlich exakt eingeordnet werden können.
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