Landschaftsplaner fordert stärkere Berücksichtigung von Kulturgütern bei Ausbildung von Land- und Forstwirten

Felder und Wälder sollen sorgsamer bewirtschaftet werden

»Es braucht neue Ansätze, um in Mecklenburg-Vorpommern, aber auch darüber hinaus, archäologische Strukturen zu erhalten«, fordert Holger Behm, Professor für Landschaftsplanung und Landschaftsgestaltung an der Universität Rostock.

Prof. Dr. Holger Behm
Prof. Dr. Holger Behm. Foto: ITMZ/Thomas Rahr

Lange galt der Grundsatz: Was im Boden verborgen ist, ist gut geschützt. »Das ist durch die Intensivierung der Forst- und Landwirtschaft sowie den Ausbau der Infrastruktur regional wie global nicht mehr gegeben«, sagt Behm. Für den 55-jährigen Wissenschaftler ist es eindeutig, »dass die Land- und Forstwirtschaft wichtigster Einflussfaktor für den Erhalt oder die Zerstörung archäologischer Strukturen in vielen Regionen der Welt ist«. Behm mahnt an, diesen schleichenden Verlust aufzuhalten und eine Umkehr einzuleiten. Er hat an der Uni Rostock ein Konzept entwickelt, das sowohl archäologische, ökologische als auch ästhetische Aspekte für das Management archäologischer Strukturen zu Grunde legt. Bereits seit 1992 wird an der Uni Rostock, dank der Initiative von Behm, das Verhältnis zwischen Archäologie, moderner Landwirtschaft und Umweltplanung behandelt. Sein Argument: »Die Landwirtschaft ist eng mit dem Erhalt oder der Zerstörung archäologischer Strukturen verbunden, weil sich viele Bodendenkmale in landwirtschaftlichen Flächen befinden«.

Behm, der sich seit über 20 Jahren als Ingenieur, Bodendenkmalpfleger, Planer und Hochschullehrer an der Rostocker Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät mit dem nicht konfliktfreien Beziehungsgeflecht zwischen Historie, Landwirtschaft und Umwelt befasst, plädiert dafür, archäologische Strukturen als Landschaftselemente und damit Teil des Standortausprägung für unterschiedlichste Landschaftsnutzungen zu betrachten. »Mit einem Arbeitsgang z. B. beim Pflügen kann zerstört werden, was Jahrtausende im Boden überdauert hat«. Sein Konzept für ein archäologisches Management wurde in vielen Projekten unterschiedlichster Projektträger als zukunftsweisend bezeichnet und angewandt und unter anderem auch in Österreich aufgegriffen und weiterentwickelt.

Immer wieder forderte der Professor, bei der Ausbildung von Land- und Forstwirten den Schwerpunkt auch auf die Kulturgüter im Boden zu richten. »Nur so können wir die Zeugnisse der Vergangenheit für die Zukunft bewahren«, betont der Hochschullehrer. »Mecklenburg-Vorpommern ist ein Eldorado für Archäologen. Von der neolithischen Kreisgrabenanlage, über viele nur noch im Luftbild erkennbare abgepflügte Hügelgräber der Bronzezeit bis hin zu den Hinterlassenschaften der jüngsten Geschichte reicht das Spektrum archäologischer Quellen, deren weiteres Schicksal direkt mit der Landwirtschaft verbunden ist.«

Prof. Behm kann sich seit einigen Jahren über regionale, überregionale und unternationale Akzeptanz seines wissenschaftlichen Ansatzes in der Praxis freuen. Immer wieder hatte er gefordert, dass angehende Landwirte Kenntnisse zum Schutz archäologischer Strukturen erwerben müssen. Diese Mahnung blieb nicht ungehört. Die Fachschule für Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat vermutlich als erste in Deutschland die Vermittlung von Kenntnissen über archäologische Bodendenkmale in ihrem Bezug zur Landwirtschaft als Teil der Ausbildung für ihre Fachschüler eingeführt. Nach einem von Professor Behm, dem Landwirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommerns sowie dem Landesamt für Kultur-und Denkmalpflege initiierten ersten Versuch im Jahr 2013 soll das Lehrprogramm in den nächsten Jahren weiter geführt werden. Nach Einschätzung der Leitung der Fachschule und der oftmals schon in der Praxis tätigen Fachschüler haben sich daraus völlig neue und interessante Sichtweisen ergeben.

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