Kurt-Bittel-Preis 2015 geht an Lukas Werther
In seiner Arbeit setzt sich Lukas Werther mit Wandlungsprozessen der Gesellschaft von der Merowingerzeit bis ins Hochmittelalter auseinander. Dafür analysiert und vergleicht er die Strukturentwicklung von drei süddeutschen Kleinräumen in Mittelfranken, Unterfranken und Schwaben auf unterschiedlichen Ebenen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Wandel um das Jahr 1000 und den Ungarneinfällen als möglicher auslösender Faktor. Die Forschungen waren in ein internationales Forschungsprojekt eingebunden und wurden durch ein Stipendium des Römisch-Germanischen-Zentralmuseums Mainz (RGZM) und der Studienstiftung des Deutschen Volkes gefördert. Im November 2015 erscheint die Dissertation als Monographie im Verlag des RGZM.
Bei der Dissertation handelt es sich um eine "sehr kenntnisreiche, innovative, interdisziplinäre und auf höchstem Niveau anregende Arbeit, die mit der Analyse der Fallstudien und abschließenden Gesamtanalyse einen weiten Bogen spannt und wesentliche Grundlagen für jede weitere Diskussion nicht nur zu süddeutschen Kleinräumen zwischen Früh- und Hochmittelalter, sondern darüber hinaus zur interdisziplinären Siedlungs- und Landschaftsforschung in der Archäologie, Historie und Geoarchäologie allgemein bietet" betont der Laudator und Doktorvater, Prof. Dr. Peter Ettel anlässlich der Preisverleihung. In seiner Laudatio zitierte Prof. Ettel aus einem der Gutachten: "Mit seiner Analyse setzt der Verfasser einen Standard, der die zukünftige Forschung in diesem Bereich bestimmen wird."
Die Dissertation entstand im Rahmen des Projekts "Reiterkrieger, Burgenbauer. Die frühen Ungarn und das »Deutsche Reich« vom 9. bis zum 11. Jahrhundert" des RGZM, das 2011 abgeschlossen wurde. Das Projekt sollte den tiefgreifenden Wandlungsprozess beleuchten, der sich sowohl auf ungarischer als auch auf fränkisch-deutscher Seite in dieser Zeit vollzog und wechselseitig beeinflusste.
In seiner Dissertation mit dem Titel "Komplexe Systeme im diachronen Vergleich. Ausgewählte Aspekte der Entwicklung von drei süddeutschen Kleinräumen zwischen Früh- und Hochmittelalter" analysiert Lukas Werther den Strukturwandel verschiedener Regionen, die den Schriftquellen zufolge von den Ungarneinfällen betroffen waren. Dabei prüft er, in wieweit die beobachteten Veränderungen mit den Ungarneinfällen zusammenhängen könnten.
Lukas Werther studierte von 2003 - 2009 an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit Abgabe der Dissertation im Jahr 2012 erforscht er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Schwerpunktprogramm 1630 der Deutschen Forschungsgemeinschaft den Karlsgraben, einen frühmittelalterlichen Kanalbau Karls des Großen.
Seit 1989 verleiht die Stadt Heidenheim den Kurt-Bittel-Preis für Süddeutsche Altertumskunde, mit dem alle zwei Jahre herausragende Forschungsleistungen im Bereich der Vor- und Frühgeschichte Süddeutschlands ausgezeichnet werden. Die Jury setzt sich aus Fachvertretern und Vertretern der Stadt Heidenheim zusammen. Der Preis erinnert an den Heidenheimer Archäologen Professor Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Kurt Bittel, der am 30. Januar 1991 im Alter von 83 Jahren verstarb. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 5500 Euro dotiert.
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