Konferenz zur naturwissenschaftlichen Erforschung des Kulturerbes
Zusammenarbeiten sollen dabei Wissenschaftler, die Kunstwerke mit analytischen Verfahren und bildgebenden Methoden untersuchen und jene, die solche Objekte etwa als Kunsthistoriker erforschen. Mahnke, der auch Mitglied des Exzellenzclusters Topoi und des Helmholtz-Zentrums Berlin ist, organisiert die Veranstaltung gemeinsam mit Marco Leona vom Metropolitan Museum of Art in New York. Interessenten können sich noch bis zum 1. Juli um eine Teilnahme an der Tagung in West Dover im US-Bundesstaat Vermont bewerben.
Die Forschung auf diesem Gebiet erhöht das Verständnis für die Herkunft, für die Schaffenstechnik und für die Absicht der Künstler bei der Entwicklung der Werke. Weiterhin dient sie der Aufklärung von Verfallsprozessen und der Entwicklung von Möglichkeiten, diese zu stoppen und Strategien für den langfristigen Erhalt dieser wertvollen Objekte unseres kulturellen Erbes zu entwickeln. Die Teilnehmer befassen sich vor allem mit der Untersuchung von Materialien, die für den Erhalt des kulturellen Erbes eine wesentliche Rolle spielen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Mikroanalyse bis in den Nanometerbereich und auf bildgebenden Verfahren und deren Einsatz in großem Umfang. Diskutiert wird über aktuelle und künftige Entwicklungen, etwa über hyperspektrale Bildgebung, Terahertz-Spektroskopie, Tomografie sowie von Element- und Molekülanalyse mithilfe von Photonen, Neutronen und Ionen.
Diese erste Gordon Konferenz zur Kulturgutforschung ist das Geschenk für ein doppeltes Jubiläum in Berlin: Vor 150 Jahren wurde Friedrich Rathgen geboren, der Gründer des späteren Rathgen-Labors, das erstmalig für die Museen Ende des 19. Jahrhunderts, auf der Museumsinsel in Berlin, die notwendigen chemischen Untersuchungen durchführte; vor 50 Jahren wurde zudem in Berlin mit der Berufung von Heinz Lindenberger an die Freie Universität der Lehrstuhl für Kernphysik gegründet, der physikalischen Disziplin, die die Grundlagen vieler der hier diskutierten Techniken lieferte.
Die renommierten Gordon-Forschungskonferenzen gehen auf den US-amerikanischen Chemiker Neil E. Gordon von der Johns Hopkins University in den späten 1920er Jahren zurück. Ziel Gordons war es, den Dialog zwischen Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen zu intensivieren und die Diskussion über Forschungsergebnisse und -entwicklungen anzuregen. Die Schwerpunkte der Konferenzen lagen zunächst auf den Fächern Biologie, Chemie, Physik und verwandten Technologien; später kam medizinische Forschung hinzu. Mit der Konferenz im Juli und August in West Dover folgt nun der Brückenschlag zu den geisteswissenschaftlichen Disziplinen; insbesondere zu den Museums-, Kunst- und Kulturwissenschaften sowie der Archäologie. Die Veranstaltung wird von der Gerda Henkel Stiftung in Düsseldorf sowie der Samuel H. Kress Foundation in New York unterstützt. Gefördert wird die Tagung zudem von den Gordon Research Conferences, vom Helmholtz-Zentrum Berlin, der Französischen Botschaft in Washington, dem Argonne National Laboratory sowie den Firmen Bruker America und EFG Berlin.
Fachtagungen für anerkannte Spitzenforscher und Nachwuchs gewinnen für die Öffentlichkeit Aktualität, etwa in Ausstellungen wie »Der frühe Dürer«, die bis Anfang September im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen ist. Hier werden nicht nur selten ausgestellte Bilder Albrecht Dürers gezeigt, sondern auch Geheimnisse seiner Malkunst, Übermalungen und besondere Techniken offengelegt. Ähnliche Untersuchungen gibt es an Werken von Leonardo da Vinci und Vincent van Gogh. In Anlehnung an die gegenwärtige Diskussion über den Schutz von Autoren und Urheberrechten ergibt sich in Einzelfällen, insbesondere bei modernen Kulturschaffenden, hier die eher ethische Frage nach der Berechtigung zur Offenlegung bzw. Preisgabe von intimsten Gedanken und Geheimnissen eines Künstlers oder der für ihn oder seine »Schule« charakteristischen Schaffenstechnik.
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