Kommunen schützen ihr früheres Herrschaftszentrum

Bei den heute zu Ende gegangenen Ausgrabungen auf dem Veitsberg bei Bad Neustadt an der Saale haben die Archäologen neue Erkenntnisse zu den frühmittelalterlichen Befestigungen gewonnen und überraschende Funde gemacht. Sie fanden u.a. Überreste von Glasfenstern, die in jener Zeit äußerst selten sind. Neu in Bayern ist das Konzept für den Schutz des Bodendenkmals, das künftig besser als bisher vor schleichender Zerstörung bewahrt werden soll: Die Gemeinden Salz und Hohenroth haben zu diesem Zweck die bisher landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen angekauft.

Ausgrabungen auf dem Veitsberg: Grundmauern eines Rundturmes. Foto: Petra Wolters

Die königliche Pfalz von Salz a. d. Saale spielte im frühen Mittelalter eine bedeutende Rolle. Zwischen 790 und 948 gab es hier Dutzende von Königsaufenthalten. Danach verliert der Platz an politischer Bedeutung. Heute befinden sich auf dem Veitsberg bei Bad Neustadt an der Saale Reste einer frühmittelalterlichen Befestigung mit Vor- und Hauptburg und die dazugehörenden Wall-Graben-Anlagen. Sie lassen sich Dank der Luftbildarchäologie sehr gut lokalisieren.

Für den Betrachter vor Ort sind jedoch viele dieser Zeugnisse nicht sichtbar - bis jetzt. Denn nach Beendigung der archäologischen Ausgrabungen und der hieran anschließenden Auswertung sollen die wichtigsten Ergebnisse später vor Ort präsentiert werden. Grundlage hierfür sind die Forschungsarbeiten der Universität Jena in Kooperation mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, dem Landkreis Rhön-Grabfeld sowie die Gemeinden Salz und Hohenroth und der Unterstützung durch die Universität Bamberg. Finanziert wird das Forschungsprojekt von der Stadt Bad Neustadt und den Gemeinden Hohenroth und Salz.
Die Projektpartner stellten bei einem Pressetermin die neuesten Ergebnisse zu den mächtigen frühmittelalterlichen Befestigungen vor und präsentierten aktuelle Grabungsfunde, die die besondere Rolle des Veitsbergs im frühen Mittelalter bestätigen. Hierzu zählen ein Denar Heinrichs III. sowie Alltagsgegenstände wie Messer, Kämme und Keramik. Ein kleine Sensation sind sicherlich auch Bruchstücke von Glasfenstern, die für das frühe Mittelalter äußerst selten sind.

Welche Bedeutung den Befunden vom Veitsberg im überregionalen Vergleich mit anderen deutschen Königspfalzen vor allem des 10. Jahrhunderts zukommt, kann in dem vor kurzem erschienenen Tagungsband »Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters in Süddeutschland« (Hrsg: Peter Ettel, Lukus Werther) nachgelesen werden.

Neu ist an diesem Projekt, dass nicht nur die Auswahl der Grabungsflächen in enger Abstimmung mit der Bodendenkmalpflege erfolgte, sondern die Projektpartner nach dem Ende der Forschungen vor Ort gemeinsam den besseren Schutz dieses herausragenden Bodendenkmals anstreben. Dazu initiierte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit der Stadt Bad Neustadt a.d. Saale und den Gemeinden Salz und Hohenroth den Ankauf bisher landwirtschaftlich intensiv genutzter Grundstücksflächen. Somit kann sichergestellt werden, dass diese wichtigen Zeugnisse des ehemaligen Herrschaftszentrums aus dem frühen Mittelalter auch für die Nachwelt erhalten bleiben. Dieses lobenswerte Engagement kann für den Umgang mit bekannten und herausragenden Bodendenkmälern in Bayern wegweisend sein.

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