Karlsgraben blieb unvollendet
Der sogenannte Karlsgraben liegt am Fuß der Südlichen Frankenalb in Mittelfranken. Seit Jahrzehnten wurde die Frage kontrovers diskutiert, ob der südliche Anschluss des Karlsgrabens an die Altmühl und damit an das Donaueinzugsgebiet fertiggestellt war. Nur mit diesem Anschluss wäre eine Befahrung des Kanals möglich gewesen.
Durch modernste geophysikalische, archäologische und physisch-geographische Untersuchungen ist es dem Forscherteam gelungen, mit neuen Erkenntnissen diese und weitere Fragen zu beantworten. Die im renommierten Fachmagazin »Quaternary International« publizierten Forschungen belegen, dass sich der Flussverlauf der Altmühl seit der Karolingerzeit nur geringfügig verändert hat. Auf einer Strecke von mindestens 700 Metern zwischen den nachweisbaren Resten des Kanals im Ort Graben und der Altmühl gibt es jedoch keinerlei Spuren eines schiffbaren Kanals. Das Autorenteam um Prof. Dr. André Kirchner (Universität Hildesheim), Prof. Dr. Christoph Zielhofer (Universität Leipzig) und Dr. Lukas Werther (Friedrich-Schiller-Universität Jena) kommt daher zu dem Ergebnis, dass der Bau in diesem Bereich unvollendet blieb.
Nichtsdestotrotz ist der Karlsgraben eine der bemerkenswertesten Ingenieursleistungen des Frühmittelalters. Die seit 2012 laufenden Forschungen im Rahmen eines Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) haben gezeigt, dass Teile des Bauwerks weitgehend fertiggestellt und vermutlich funktionsfähig waren. Andere Abschnitte, wie der Kanalanschluss an die Altmühl, wurden dagegen nicht zu Ende gebaut, so dass der Kanal nie als Ganzes befahrbar war. Erst mehr als 1000 Jahre später gelang es im 19. Jahrhundert mit dem Ludwig-Donau-Main-Kanal, die Idee Karls des Großen erfolgreich zu Ende zu bringen.
Die Forschungen am Karlsgraben werden auch 2018 fortgesetzt, um noch offene Fragen an das außergewöhnliche Bauwerk zu beantworten.
»Die Erforschung des mittelalterlichen Bauwerks ist nur möglich, da unterschiedliche Fachdisziplinen eng kooperieren«, sagt Professor André Kirchner, der vor allem die Sedimente in der Altmühlaue untersucht. Seit 2016 arbeitet Kirchner als Juniorprofessor für Angewandte Geoökologie an der Universität in Hildesheim. In seiner Forschung untersucht der Physische Geograph und Geoarchäologe unter anderem, wie Siedlungs- und Nutzungstätigkeiten in der Vergangenheit die Umwelt beeinflusst haben.
Publikation
A multidisciplinary approach in wetland geoarchaeology: Survey of the missing southern canal connection of the Fossa Carolina (SW Germany)
Quaternary International. 2017
DOI: 10.1016/j.quaint.2017.12.021
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