Jordanien: Neue Entdeckung im frühislamischen Wüstenschloss Qusair 'Amra

Eine Inschrift, die bei Restaurierungsarbeiten im 60 km östlich der jordanischen Hauptstadt Amman gelegenen frühislamischen Jagdschloss Qusair 'Amra ans Licht kam, nennt den Namen des umayyadischen Prinzen, der im 8. Jahrhundert den Bau in Auftrag gab.

Die 1985 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommene Umayyaden-Residenz liegt inmitten der jordanischen Wüste und ist vor allem wegen der einzigartigen Wandmalereien im Inneren des markanten Gebäudes bekannt. Sie zeigen verschiedenste Motive, die ahnen lassen, wie es zur Zeit der Erbauung an dieser Stelle ausgesehen haben mag: Dargestellt werden in naturalistischer Weise Treibjagden, Tiere und Pflanzen, Herrscher, Akrobaten und wenig bis gar nicht bekleidete Frauen. Damit sind die Fresken von Qusair 'Amra ein äußert seltenes und lebendiges Zeugnis der frühislamischen Gesellschaft - und ein Hinweis darauf, dass das Verbot der naturgetreuen Darstellung von Menschen erst eine spätere Entwicklung im Islam war. Qusair 'Amra war in Folge der abbasidischen Revolution, die im Jahr 750 die Herrschaft der Umayyaden im Orient beendete, aufgegeben worden.

Seit 2009 führt das jordanische Department of Antiquities in Kooperation mit dem italienischen Istituto Superiore per la Conservazione ed il Restauro (Rom) und dem World Monuments Fund in Qusair 'Amra Restaurierungsarbeiten durch, um das Bauwerk zu sichern und die Wandmalereien vom Schmutz der Jahrhunderte zu reinigen. Nicht nur ehedem brillianten Farben der Fresken erstrahlen nach der Säuberung erstmals seit fast 1.300 Jahren wieder in altem Glanz, es kommen auch immer wieder unerwartete Details zum Vorschein.

So wurde bei den Arbeiten kürzlich eine dreizeilige Inschrift entdeckt, die in weißer Farbe oberhalb eines Fensters angebracht war. Sie ist in kufischer Schrift verfasst, einer der ältesten Formen der arabischen Schrift. Bisher ist erst der Anfang entziffert: Sie beginnt mit der Formel »Allah möge al-Walîd ibn Yazîd tugendhaft machen«. Walid Ibn Yazid oder Walid II. war ein umayyadischer Kalif, der nur wenig länger als ein Jahr regierte (Februar 743 bis April 744). Das Fehlen der sonst üblicherweise für umayyadische Kalifen verwendeter Titel wie »Allahs Diener« oder »Prinz der Gläubigen« deutet darauf hin, dass sie während der Herrschaft von Hisham bin Abd el-Malik (723-743) angebracht wurde, als Walid noch ein Prinz war.

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