Israel, der Philister-Riese Goliat und der Nahostkonflikt

Rostocker Bibelwissenschaftler auf internationaler Archäologie-Konferenz

Ein Workshop zu archäologischen Spezialfragen, Keramikfunden des 13. - 10. Jahrhunderts vor Chr. - typische "Wissenschaft im Elfenbeinturm"? Oder hat so etwas Gegenwartsbedeutung?

Vom 1. - 3. Mai diskutierte eine Gruppe hochspezialisierter Archäologen aus Israel, den USA, Großbritannien, der Türkei, Italien, Griechenland, Zypern, an der Universität Haifa/Israel Typen von Keramik(scherben) aus Ausgrabungsstätten, die sich von Griechenland über die türkische Südküste, die heutige libanesische und israelische Küste bis nach Ägypten erstrecken. Dieses Gebiet wurde zwischen 1300 und 1000 vor Chr. von Flüchtlingen unsicher gemacht, die vor Krieg, Gewalt und Hunger eine neue Heimat suchten.

Welche Gruppe kam woher, zog wo vorbei? Wo ließ sie sich erneut nieder? Durch Analyse der jeder Kulturregion eigenen Keramiktypen kann die Archäologie Herkunft, Wege und Neuansiedlung solcher Flüchtlinge feststellen. Die Philister sind die berühmteste dieser Wandergruppen. Sie wurden an der Mittelmeerküste zwischen Haifa und Gaza für lange Zeit der - meist kulturell und militärisch überlegene - Nachbar der berglandbewohnenden Israeliten. Die Bibel ist voll von Erzählungen über diese Auseinandersetzungen. Der Kampf des späteren Königs David mit dem riesenhaft erscheinenden Einzel-Elitekämpfer Goliat (in der Bibel im 1. Buch Samuel, Kapitel 17) ist der berühmteste.

Der Rostocker Bibelwissenschaftler Professor Hermann Michael Niemann war von der Konferenzleitung zur Beleuchtung des "übergreifenden Zusammenhangs" eingeladen worden: Er sollte den archäologischen Keramikspezialisten aus aller Welt die historischen, sozialen und auch biblisch-religiösen Hintergründe der Auseinandersetzungen zwischen Israeliten im Bergland und Philistern in der Küstenebene erläutern.

Die Philister kamen als Flüchtlinge aus dem griechischen Raum bis nach Gaza. Technisch und militärisch überlegen, integrierten sie sich erfolgreich in den urbanen Handel und Wandel der Küstenebene und deren Elite. Verständlich, dass die im rückwärtigen Bergland hinter der Küste sitzenden Israeliten, bescheidene Hirten und Bauern, sie als Gegner empfanden. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte ergab sich nach Anfangskämpfen (z.B. zwischen David und Goliat) ein beiderseits nützliches politisch-wirtschaftliches Mit- und Nebeneinander: Die Bibel erwähnt keine nennenswerten Kämpfe mehr zwischen Israel und Philistern. Sollte diese Entwicklung zu Vernunft und gemeinsamem Nutzen nur damalseine Chance gehabt haben?

Quelle: Uni Rostock (idw)

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