Inzest-Papyrus, Troja-Streit und Orakelsprüche - Tagung der Altphilologen aus den neuen Ländern

 

Eine Heiratsurkunde aus dem Jahr 267 v. Chr. gehört zu den Highlights der Papyrussammlung der Universität Jena. Pikant an diesem Fragment: Es dokumentiert eine Geschwisterheirat zweier Griechen im alten Ägypten - und beweist, wie rasch sich die eingewanderten Griechen an der inzestuösen Pharaonen-Tradition orientierten. Das Inzest-Fragment ist Teil der rund 2.300 Papyrusfragmente umfassenden Sammlung des Uni-Instituts für Altertumswissenschaften. Ausgewählte Exemplare werden den rund 80 Teilnehmern des Kongresses "Aquilonia" präsentiert, der vom 14.-15. Juni im Hauptgebäude der Universität Jena stattfindet.

 

Die jährliche Tagung, zu der die Öffentlichkeit herzlich eingeladen ist, bietet seit 1996 Altphilologen speziell aus den neuen Bundesländern ein Forum für Diskussion und Kontakte. Vor allem Nachwuchswissenschaftler erhalten hier die Chance, ihre Forschungen einem größeren Fachpublikum vorzustellen.

Ein Schwerpunkt der Tagung wird der schwelende Troja-Streit sein. Er ist um die Frage entbrannt: Ist die "Ilias", Homers berühmtes Epos vom Kampf der Griechen und Trojaner, eine völlige Fiktion oder historische Erinnerung im poetischen Gewand? Der Gräzist und einer der Hauptakteure der Auseinandersetzung Prof. Dr. Joachim Latacz aus Basel wird neue Indizien für die Historizitätsthese vorlegen.

Der angesehene Homer-Forscher ist überzeugt, dass im Homer-Epos eine jahrhundertealte Überlieferung verarbeitet wurde. Schließlich legt nicht zuletzt die Sprachforschung nahe, dass (W)ilios, ein auch im Titel "Ilias" gebrauchter anderer Name für Troja, schon in einer Landesbezeichnung Wilusa aus dem 13. Jh. v. Chr. anklinge.

Latacz wird am 14. Juni, um 18.15 Uhr im Hörsaal 24 des Uni-Hauptgebäudes über die Bedeutung der aktuellen Trojaforschung für die Homer-Philologie einen öffentlichen Vortrag halten.

 

Quelle: Uni Jena

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