Holsterburg wird virtuell rekonstruiert
Denn im Sommer waren Fachleute mit technischen Spezialhilfsmitteln angerückt, um die Burg in 3D komplett »abzuscannen«. Dabei wurde jedes einzelne Bauelement erfasst, vor allem aber die Schaufassade des oktogonalen Außenmauerwerks. Dafür wurden die Mauerquader stellenweise bis zu einer Tiefe von sechs Metern freigelegt, geputzt und dokumentiert. »Das ermöglichte einen noch umfassenderen Einblick in die Gestaltung der Schaufassade«, so Grabungsleiter Kim Wegener. Dabei erfasste der Laserscanner nicht nur das Mauerwerk, sondern auch Reste von Gerüstlöchern, Reparaturarbeiten und Brandspuren als Zeugnisse einer bewegten Geschichte.
Die 3D-Rekonstruktion der Holsterburg soll ein Mittelpunkt der 2018 geplanten archäologischen Bundesausstellung in Berlin sein, aber auch in der Landesausstellung NRW 2020 gezeigt werden. Die Erfassung der Burgreste war dabei ein wesentlicher Arbeitsschwerpunkt der jetzt beendeten Grabungssaison. Für die Rekonstruktion wurde vom Fachreferat für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der LWL-Archäologie für Westfalen ein wissenschaftlicher Beirat einberufen. Das mit Experten archäologischer und kunstgeschichtlicher Fachbereiche auch international besetzte Gremium tagte auf der Holsterburg und in Münster. Dabei erarbeiteten die Mitglieder einen Entwurf, der sich am momentanen Befund orientiert. Der wird gegenwärtig durch eine Fachfirma umgesetzt. Erste Ergebnisse sind im kommenden Jahr zu erwarten.
Aber auch im Inneren der Burg waren die Archäologen in den zurückliegenden Monaten fleißig. Sie konnten die Verfüllung eines Brunnens teilweise entnehmen und dabei auch gut erhaltene Holzreste bergen. Diese werden jetzt naturwissenschaftlich untersucht und könnten Erkenntnisse zur zeitlichen Einordnung beisteuern. Zudem kamen neue Funde zum Vorschein, darunter ein gut erhaltener Knochenkamm und ein teilvergoldeter Fingerring.
Im Inneren der Burg deckte das Grabungsteam mehrere Bau-, Abbruch- und Brandschichten auf, die von einigen Katastrophen und Baumaßnahmen zeugen. »Daraus konnten wir außerdem eine Abgrenzung verschiedener Bau- und Unterbauphasen vornehmen«, erläutert Wegener. Ein Phasenplan wird aber erst nach dem endgültigen Abschluss der Grabungen an der Holsterburg vorgelegt werden können.
Deshalb werden in der nächsten Grabungskampagne 2017 diese komplizierten Bauphasen weiter untersucht. Außerdem geht es der Feuerung der Warmluftheizung auf die Spur, die wiederum ein besonderes Merkmal der Holsterburg ist - ein Vorhaben, das in diesem Jahr zwar geplant war, aber am Ende zurückstehen musste.
Wie groß das Interesse der Bevölkerung an der Arbeit der Archäologen und an der Burg selbst ist, zeigte der Tag des offenen Denkmals, bei dem rund 300 Besucher auf das Gelände pilgerten. Dabei konnten sie einen Blick auf das punktuell vollständig freigelegte Mauerwerk genießen, wie es ihn in dieser Form nie wieder geben wird. Weitere kleinere Führungen und Fachexkursionen erweiterten die Zahl der Besucher. Dr. Hans Werner-Peine ist als Leiter des LWL-Fachreferates Mittelalter- und Neuzeitarchäologie zufrieden mit der zurückliegenden Grabungssaison. »Die gesteckten Ziele wurden erreicht, und die positive Resonanz in der Bevölkerung freut uns natürlich ganz besonders.«
Wichtig war in dieser Grabungskampagne auch die Unterstützung der Feuerwehren Wormeln und Warburg. Die Wehrleute halfen der Grabungsmannschaft kurzfristig mit Spezialpumpe, Pumpschläuchen und Strahlrohr. Ebenso war Norbert Tillak kostenlos mit einem Baugerüst zur Stelle. Die Abdeckung der Burg wurde außerdem durch eine Spende durch die Zuckerfabrik Warburg möglich.
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