Götterbilder zum Schutz vor Christianisierung in einer Höhle in Milet bestattet
Bei den in Lebensgröße aus gebranntem Ton gefertigten Gliedmaßen, unter denen sich insbesondere Dutzende Finger befanden, dürfte es sich um Votivgaben handeln, durch deren Opfer man sich Heilung der entsprechenden Körperteile erhoffte. Die Häufung dieser Funde weist die Höhle unter dem Theaterkastell als Kultort aus, dessen Zentrum eine vermutlich als heilendes Wasser spendende angesehene Karstquelle bildete. Diese Quelle wurde jedoch im 4./5. Jahrhundert n. Chr. verfüllt, so dass kein Wasser mehr austrat. Dies geschah wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Verbot der Ausübung paganer Kulte durch Kaiser Theodosius I.
Die Verfüllung des etwa einen Kubikmeter großen Quellbeckens bestand aus einem halben Dutzend marmorner Götterbilder, die zusammen mit Öllampen niedergelegt und mit Dachziegeln abgedeckt worden waren. Den Marmorskulpturen fehlen Nasen und Ohren, die – wahrscheinlich von Christen – bereits abgeschlagen worden waren, bevor es zu der »Bestattung« kam. Die Deponierung wird also zum Schutz der Götterbilder erfolgt sein. Darauf scheinen auch die mitgefundenen Öllampen hinzuweisen, die an eine regelrechte Bestattungszeremonie denken lassen. Sie könnte einer letzten Kulthandlung gleichgekommen sein, mit der man die Heilquelle versiegelte und dadurch ebenfalls vor Profanierung bewahrte.
Ursprünglich gehörten die Marmorskulpturen nicht in die Grotte. Sie unterscheiden sich nach Material, Größe und Stil, sind aber alle für die Aufstellung in einem Architekturzusammenhang hergerichtet, was an Fassaden wie zum Beispiel das Bühnenhaus des Theaters denken lässt.
RSS-Feeds @ Archäologie Online
- Nachrichten
- Videos
- Podcasts