Geschichte und Zukunft im Kloster
Das Kloster St. Claren: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Das ehemalige Kloster St. Claren blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Bereits 1284 von Markgraf Dietrich von Landsberg gestiftet, wurde es 1301 an den heutigen Standort innerhalb der Stadtmauern von Weißenfels verlegt. Im Laufe der Jahrhunderte diente der Gebäudekomplex verschiedenen Zwecken, von einem Klarissenkloster über ein evangelisches Frauenstift bis hin zu einer Schule und einem Lehrerseminar. Nach Jahren des Leerstands setzt sich seit 2012 der »Weißenfelser Bürgerverein Kloster St. Claren e. V.« mit äußerstem Engagement für den Erhalt und die Wiederbelebung des Klostergebäudes ein.
Der Bildungscampus Weißenfels, der in den kommenden Jahren mithilfe von Strukturwandelmitteln entstehen wird, soll dem Kloster St. Claren neues Leben einhauchen und ein modernes und pädagogisches Zukunftsmodell für lebenslanges Lernen werden. Das Ensemble des Bildungscampus wird das Kloster, ein angrenzender Neubau und die Gebäude des Goethegymnasiums umfassen, unter denen das Goethegymnasium, die Volkshochschule und die Musikschule des Burgenlandkreises sowie der Verein Kloster St. Claren e. V. Platz finden werden. Ziel ist es, einen Ort für Bildung und Begegnungen zu schaffen, der die unterschiedlichsten Generationen miteinander verbindet.
Erste Ergebnisse der laufenden archäologischen Ausgrabungen
Die laufenden archäologischen Ausgrabungen im ehemaligen Kloster St. Claren haben bereits spannende Ergebnisse geliefert. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Standort der einstigen Klosterkirche, die im 19. Jahrhundert abgebrochen wurde. Lediglich ihr spätgotischer Chor ist erhalten, jedoch an anderer Stelle: Er wurde bereits 1882 als Friedhofskapelle auf den neuen Friedhof versetzt. Im Bereich der ehemaligen Klosterkirche fanden die Forscher wichtige Hinweise auf die Vorgängerbebauung, die bislang nur aus historischen Texten bekannt war. Die Qualität und Massivität der Baubefunde lassen auf die besondere Bedeutung des Areals schließen, und weitere Untersuchungen sollen Erkenntnisse zu Größe und Funktion der Vorgängerbebauung liefern.
Innerhalb des Kirchenschiffs konnten mindestens acht übereinander liegende Fußböden aus unterschiedlichen Epochen entdeckt werden, die eine etwa 500-jährige Baugeschichte bezeugen. Zudem belegen zahlreiche gemauerte Grüfte und steinerne Grabplatten des 15. bis 18. Jahrhunderts die Bedeutung der Kirche als Bestattungsort. Unter den beweglichen Fundstücken fügt sich die Keramik – hauptsächlich Scherben von Gebrauchsgefäßen aus der Zeit des Hochmittelalters bis in die Neuzeit – in das übliche Fundspektrum einer Stadtkerngrabung ein. Weniger üblich hingegen sind Verlustfunde innerhalb des Kirchenschiffes. Häufig sind kleinere Haarnadeln, die zur Fixierung der Frisur verwendet wurden, Kleingeld, Knöpfe, Verschlussösen und Anhänger in Kreuzform. Diese persönlichen Objekte gingen beim Kirchgang verloren, blieben in den Ritzen des Fußbodens oder unter einer möglichen Dielung verborgen und werfen ein Schlaglicht auf das Alltagsleben der Menschen, die die Kirche aufsuchten.
Die bisherigen Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen versprechen eine erweiterte und differenzierte Sicht auf die Bau- und Nutzungsgeschichte des Klosters St. Claren. Die Entdeckungen zur Vorgängerbebauung tragen dazu bei, das Wissen über das Objekt selbst sowie über die Stadtgeschichte von Weißenfels und der umliegenden Region, insbesondere während der Zeit des landsbergisch markgräflichen Einflusses, zu erweitern.
Der Bildungscampus Weißenfels wird somit nicht nur ein Ort der Zukunft, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der Vergangenheit sein, dass die Geschichte und die Bedeutung des Klosters St. Claren in der Region erlebbar macht.
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