Funde in Haltern untersucht
Vor dem Römerlager in Haltern hatten Archäologen beim Bau des LWL-Museums Anfang der 1990er Jahre ein Töpferviertel entdeckt. In einem der zehn Öfen lagen Teile der Skelette von 24 Menschen und einem Hund. Zur Vorbereitung auf die Ausstellung "Imperium" wurden die Zähne der Skelette im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) wissenschaftlich mit einer Sauerstoff-Strontium-Isotopenanalyse untersucht.
Das Ergebnis: Sechs der ehemaligen Männer zwischen 20 und 50 stammten aus der näheren Region, vier Personen hatten weite Reisen hinter sich. "Die Analyse der Skelette hat nun zweifelsfrei erwiesen, dass es sich um Germanen handelt", so LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch am letzten Mittwoch in Haltern. Sie stammten alle aus der gleichen Region, entweder aus dem Schwarzwald oder aus Böhmen, wie man an Ablagerungen im Zahnschmelz feststellte.
Wissenschaftler schließen aus der respektlosen Art der Niederlegung, dass Gegner bestattet wurden. Mehrere Faktoren machten es außerdem wahrscheinlich, dass Römer diese Gruppe bestattet haben, wie der Leiter des LWL-Römermuseums Dr. Rudolf Aßkamp berichtet: "Die Leichen wurden ohne erkennbare Sorgfalt in den Ofen geworfen, und es fehlt jede Art von Beigaben."
Die zeitliche Einordnung des Fundes sei zwar nicht ganz sicher, aber die Indizien deuteten darauf hin, dass die Germanen nach einem erfolglosen Überraschungsangriff dort hastig vergraben wurden, so Aßkamp. Das wiederum lasse den Schluss zu, dass die Römer das Lager in Haltern nicht wie bisher angenommen im Jahr der verlorenen Varusschlacht 9 nach Christus aufgegeben haben, sondern erst später. Aßkamp: "Denn keine Germanengruppe wäre so verrückt gewesen, diese mindestens bis 9 nach Christus von mehreren tausend römischen Berufssoldaten besetzte Militäranlage anzugreifen."
Wahrscheinlicher sei ein späterer germanischer Angriff auf eine römische Rumpfbesatzung, was in der Wissenschaft mittlerweile diskutiert werde. Aßkamp weiter: "Bisher ist der 9 nach Christus endende sogenannte Haltern-Horizont in der Wissenschaft die Eichmarke für alle römischen Funde der augusteischen Zeit in Deutschland. Wenn sich der Haltern-Horizont um fünf oder sechs Jahre nach hinten verschiebt, müssten wir viele andere Funde in Deutschland für jünger ansehen als bisher angenommen. Funde wie die in Haltern, die bisher auf das Jahr 9 datiert werden, müssten in Zukunft also auf 10 oder bis 16 nach Christus umdatiert werden."
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